Christian Dietrich Grabbes (1801â1836) Dramatik sprengte die Formensprache des Theaters seiner Zeit. Auf moderne und zeitgenössische Dramatiker, von Brecht ĂŒber Jarry und Artaud bis zur Postdramatik, ĂŒbte seine "Radikaldramatik" eine groĂe Faszination aus. Zerrissen zwischen dem Verlangen nach verloren gegangener GröĂe und dem Bewusstsein der Kontingenz, erlangte das Enfant terrible des deutschen VormĂ€rz als "betrunkener Shakespeare" (Heinrich Heine) in der Rezeptionsgeschichte mehr Aufmerksamkeit fĂŒr seine Biografie als fĂŒr sein hochkomplexes Werk. Die BeitrĂ€ge in diesem Heft gehen Grabbes schwarzem Pessimismus nicht aus dem Wege. Vielmehr zeigen sie, wie Grabbes rĂŒcksichtslose Darstellungen von Feindschaft, Fremdheit und (Selbst-)Destruktionszwang ihn in "eine sehr deutsche Tradition" einschreiben, wie unterschiedliche zeitgenössische KĂŒnstler wie Heiner MĂŒller und Anselm Kiefer beobachtet haben.