... Du kommst ja wie ein Übeltäter hereingeschlichen, Fritzi«, sagte Urbany von seinem Schreibtisch aufblickend, als Fritzi etwas zaghaft ins Zimmer getreten war.
»Ich habe auch ein schlechtes Gewissen, Rudolf!«
»Ah? Also beichten!«
»Ein sehr schlechtes, und du wirst sehr böse sein!«
»Ich werde nicht böse sein.«
»Wie kannst du das sagen, Rudolf, bevor du weißt, was ich angestellt habe?«
Urbany konnte das ruhig versprechen. Neben der einen großen Hauptsache, die ihn nun schon seit Wochen, all sein Sinnen erfüllend, bewegte, konnte es für ihn in der Tat nur noch Nebensachen geben. Was auch kommen konnte, es mußte nichtig erscheinen im Vergleich zu dem, was er trug und was sein Lebensglück untergraben hatte, im Vergleich zu dem Bewußtsein, daß er Fritzis Liebe verloren hatte. Sie sollte es aber nicht erfahren, was in ihm vorging, und kein Mensch auf der Welt.
Fritzi setzte sich zu ihm an die Seite des Schreibtisches und legte ihre Hand auf seinen Arm. Urbany sah sie an, und sein Herz zuckte schmerzlich zusammen. Wie sie wieder schön war, und doch wie anders als früher! Das Goldhaar leuchtete wie ehedem, die blühende Gesichtsfarbe war da wie ehedem, und in blendender Frische hob sich wie ehedem der weiße Nacken von dem leichten schwarzen Spitzenkleid, das sich schmeichelnd um ihre edlen Formen legte, und doch war sie anders und schöner als ehedem. In den Augen lag es, aus welchen jetzt eine frauenhafte Milde ihr sanftes Licht ergoß. Sie war eine andere geworden; Urbany mußte an die bezähmte Widerspenstige denken. Sie war nun sanft und gut; die Liebe allein hat das Wunderwerk zu vollbringen vermocht, aber es war nicht die Liebe zu ihm! ...