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Wahrheit und Politik in der Mediengesellschaft : Anmerkungen zu Hannah Arendt

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"Der wahre Sinn von Politik ist die Entfaltung eines erfĂŒllten und freien Lebens im öffentlichen Austausch mit anderen."

Mit dieser emphatischen Losung erlĂ€utert Patrizia Nanz das ungewöhnliche PolitikverstĂ€ndnis von Hannah Arendt und skizziert in ihrem Aufsatz zugleich, wie weit wir uns heute von diesem Ideal entfernt haben. Zwar konstatierte Arendt schon Ende der sechziger Jahre die GefĂ€hrdung des demokratischen Raums, vor allem durch die Verwurzelung der LĂŒge im politischen Gemeinwesen, welche die Urteils- und HandlungsfĂ€higkeit seiner BĂŒrger zersetze. Mit aktuellen Beispielen belegt Nanz nun aber, wie die Kunst des LĂŒgens in heutigen Gesellschaften durch zwei wesentliche Faktoren dergestalt perfektioniert wird, dass RealitĂ€t von Fiktion kaum noch zu unterscheiden sind: Die PR-Profis manipulieren die öffentliche Meinung und sogenannte Experten verwissenschaftlichen das politische TagesgeschĂ€ft auf eine Art, die die Politiker selbst an ihren eigenen Betrug glauben lĂ€sst. Nanz warnt ebenso vor den Gefahren einer Überanpassung an die Herausforderungen des Medienzeitalters wie vor technokratischen Entscheidungsprozessen und appelliert dafĂŒr leidenschaftlich an das politische VerantwortungsgefĂŒhl des Einzelnen. Arendts Politikbegriff erinnert uns daran, dass wir selbst fĂŒr die Schaffung eines "öffentlichen Raums" und die RĂŒckgewinnung politischer HandlungsspielrĂ€ume Sorge tragen mĂŒssen.