Ein bisher unbekanntes Briefzeugnis fĂŒhrt in die frĂŒhe Rezeption des NS-Widerstands und die Geschichte des »Kreisauer Kreises«.
1957 schreibt Christian Troebst (1925-1995), Pfarrer einer wĂŒrttembergischen Gemeinde, angeregt durch die LektĂŒre von BĂŒchern zum Widerstand gegen das NS-Regime, an Freya von Moltke (1911-2010), Witwe des von der NS-Justiz hingerichteten WiderstandskĂ€mpfers Helmuth James Graf von Moltke. Der daraus entstehende bisher unbekannte Briefwechsel bis ins Jahr 1959 ist ein bedeutendes Zeugnis der frĂŒhen Rezeption des deutschen Widerstands. Die beiden Protagonisten umkreisen immer wieder die zentralen Begriffe »Glaube« und »Widerstand«, wĂ€hrend sie Themen wie die Entstehung des »Kreisauer Kreises« und moralische Dilemmata der Oppositionellen besprechen. Der Briefwechsel enthĂ€lt auch eine aufschlussreiche Beschreibung von Moltkes Besuch in Troebsts Gemeinde 1958 und ihres Vortrags dort vor den Gemeindemitgliedern. Besonders bemerkenswert ist eine von Freya von Moltke verfasste und einem der Briefe beigefĂŒgte frĂŒhe Abhandlung ĂŒber die Geschichte des »Kreisauer Kreises«, in der sie die HintergrĂŒnde und Handlungen der an der Verschwörung Beteiligten erlĂ€utert.
Mit diesem Briefwechsel liegt ein wichtiges Dokument aus einer Zeit vor, in der der Widerstand gegen das NS-Regime keineswegs so anerkannt war, wie er heute ist.