Die vita narrativa des Ohrenmenschen ist ein Schelmenroman, welcher der Frage nachgeht, was eine andere Wahrnehmung, die gegen den Mainstream, verläuft, wohl mit einem Menschen und der dann mit der Welt macht.
Eine andere Wahrnehmungsweise der Welt verändert diese, was heutzutage allgemein bekannt ist.
Ob sich allerdings auch des Ohrenmenschen augenfixierte Gegenwart verändert, bleibt doch sehr fraglich. Menschen bewegen sich in unterschiedlichen Universen, dazu sagt man auch gerne `Kulturen`, die sich nur Zähne knirschend einander angleichen. Im Roman knirschen meistens und notgedrungen die Ohrenmenschen.
Der Held der Geschichte wächst etwa in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf, in der Visualisieren, Schauen, Fernsehen und bildliche Signale setzen - kurz die Dominanz der Augen - das bestimmende Merkmal seiner Kultur und Gesellschaft ist.
Wie (über-)lebt es sich mit hypersensiblen Ohren, die Alles Dazwischen bemerken, alle Untertöne und Vordertöne und Nebentöne und Nuancen intriganter Zwischenmenschlichkeit oder begeisterter Verlogenheit?
So lernt man in den ersten Kapiteln, verschiedene Methoden der Ohrenreinigung kennen und hört in den darauf Folgenden Etwas darüber, was Ohrenmenschen, die auch Langsamkucker genannt werden, nicht können und wie sie hereinfallen, wenn sie es doch versuchen, auch das phänomenal akustische Gedächtnis der Ohrenmenschen im Allgemeinen und die Folgen für den Erzähler im Besonderen kommen zur Sprache. Ohrenmenschen können Steine singen hören, erzählen das aber tunlichst Niemandem und sind deshalb, in ihrer Weise, auch fürchterlich fromm.
Wirklich ein Wunder, dass sie dieses Jahrhundert ĂĽberlebt haben. FrĂĽher Lebende taten das nicht.