Vygotskijs kulturhistorische Theorie ist eine der bedeutendsten Konzeptionen einer persönlichkeits- und entwicklungsbezoge-nen Psychologie; sie ist aber auch methodologischer Hintergrund, um die von ihr angeschnittenen Probleme weiterzuentwickeln.
Hierzu gehört auch das Aufgreifen der Kategorie des Dialogs. In der Vermittlung von außen nach innen und umgekehrt, im Über-gang vom jeweiligen Niveau des Erlebens in die je zugängliche historische und kulturelle Situation, muss ein intermediärer, inter-psychischer Raum existieren, innerhalb dessen diese Transfor-mationen stattfinden. Nur wenige Theorien (u.a. Bachtin, Buber, Lotman, Spitz, Winnicott) analysieren explizit diese „Zone(n) des Übergangs“. Dass derartige Räume selber von Inter nach Intra wandern, heben die kulturhistorische Theorie, aber auch psycho-analytisch orientierte Konzepte hervor.
Zu diesem Problemkomplex liefert Michael Blinzler einen wichti-gen Beitrag. Er erarbeitet (u.a. mit Bezug auf Buber) methodolo-gische Hinweise für die hier angesprochenen Fragen, er ent-wickelt wesentliche Aspekte des Vygotskijschen Denkens und dessen Konzept der „Zone der nächsten Entwicklung“ und er verweist (mit Bezug auf Bachtin und Cassirer) auf theoretische Aspekte, denen weiter nachzugehen ist.
Es ist zu vermuten, dass eine unmittelbar an Vygotskij an-knüpfende Rekonstruktion der „Zone der nächsten Entwicklung“ als emotionaler ebenso wie semantischer Übergangsraum, als Raum von sozialem Sinn und sozialen Bedeutungen, die im Dialog manifest werden und den Dialog manifest machen, zugleich die elementare, fraktale Einheit jeglichen pädagogischen Prozesses liefert.