Studien zu Geschichte und Politik

AnnĂ€hernd 80.000 ÖsterreicherInnen entschlossen sich in der Zwischenkriegszeit, ihre Heimat zu verlassen. Mehr als 3.000 davon fĂŒhrte die Suche nach Arbeit und Verdienst in die Sowjetunion. Ehemalige in russische Kriegsgefangenschaft geratene Soldaten der k.u.k. Armee blieben im Land oder kehrten nach ihrer Entlassung dorthin zurĂŒck, andere beteiligten sich an (meist kurzlebigen) in Österreich beworbenen Siedlungsprojekten. Ende der 1920er Jahre verstĂ€rkte die Sowjetunion erfolgreich ihre BemĂŒhungen um eine Rekrutierung von westlichen Facharbeitern und Ingenieuren. Am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise war das Angebot eines gesicherten Einkommens auch fĂŒr viele Österreicher attraktiv. Neben wirtschaftlichen Motiven stand die von europĂ€ischen Intellektuellen mitgetragene Begeisterung fĂŒr das sozialistische Experiment. Unter den Auswanderern und Politemigranten – und am Ende Opfern des Stalinschen Terrors – waren auch Tiroler. Ihren Spuren wird in der vorliegenden Studie nachgegangen. Sie verfolgt die Lebenswege des Schriftstellers Thomas Moser aus Erl und des Stubaier Bauern Josef Hofer, der es zum BĂŒrgermeister einer sibirischen Kleinstadt brachte, ebenso wie die des Innsbrucker Sozialdemokraten Otto Deschmann, des Chemiestudenten Emmerich Übleis oder des LeninschĂŒlers Romed Pucher. AusfĂŒhrlich dargestellt werden die Folgen der FebruarkĂ€mpfe 1934 im Raum Wörgl anhand des gut dokumentierten Schicksals der Familie Sappl.