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Bilingualer Schriftspracherwerb

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Die Situation von Kindern, die in mehrsprachigen Umgebungen aufwachsen und darin ihr Sprechen und Denken entwickeln, leitet das Interesse der im Spannungsfeld von kulturhistorisch orientierter Psycholinguistik und Pragmatik angesiedelten Arbeit von Stefanie Surd-Büchele. Die Autorin geht von der Kulturgebundenheit eines jeden Sprach- und damit verknüpften Schriftspracherwerbs aus und zeigt, dass der gelingende Erwerb literaler Kompetenz auf einer bereits lange vor Schulbeginn einsetzenden intensiven Praxis des Gesprächs und des Umgangs mit Schrift basiert. Gleichzeitig wird literale Kompetenz nicht als universale Größe verstanden, sondern vielmehr als gesellschaftlich konstruiertes und somit verhandelbares Ziel von Literalitätsentwicklung.

Die Untersuchung der Voraussetzungen von bilingualem Schriftspracherwerb verbindet zum einen die mit Vygotskij eingenommene ontogenetische Perspektive der an soziokulturelle Kontexte gebundenen und untrennbaren Verbindung von Denken, Sprechen und Schreiben. Zum anderen werden Sprechen und Schreiben als Formen gesellschaftlichen Handelns, das soziale Praxen erzeugt und aufrecht erhält, betrachtet.

Folglich ist die Frage nach Voraussetzungen und Rahmenbedingungen von bilingualem Schriftspracherwerb für die Autorin immer auch eine gesellschaftliche und politische Frage, so dass eine Analyse der Förderungsmöglichkeiten in deutschen Kindertagesstätten einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit bildet, die sich schließlich für eine flächendeckende Einführung bilingualer Unterrichtsmöglichkeiten für mehrsprachige Kinder ausspricht, da sie biliterale Praxen als Bereicherung für das Sprechen und Denken von Einzelnen und Gesellschaften bewertet.