Der Völkermord in Ruanda hat nach meiner Ansicht nicht erst – so wie in den medialen Berichterstattungen kolportiert – 1994 stattgefunden, sondern in Form eines kontinuierlichen Prozesses bereits viel früher. Der Grundstein dafür wurde durch die Handlungen der deutschen und belgischen Kolonialmächte in der afrikanischen Region Ruanda und Umgebung zum Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gelegt. Das Versagen bzw. die Schuld der (ehemaligen) europäischen Kolonialherren könnte eine eigene Chronik füllen, ich will mich aber in dieser Arbeit weniger auf das Aufschreiben der Schreckensgeschichte konzentrieren als vielmehr – durch den Versuch des Verstehens und Erklärens der Ereignisse – eine Möglichkeit finden, in der heutigen Zeit durch einen Perspektivenwechsel, Verantwortung zu übernehmen.
Wir Europäer müssen ebendiesen vollziehen: Wir sind nicht die Retter aus der ersten Welt, wir müssen vielmehr Reparaturen leisten für "Die Sünden unserer Väter" - viele europäische Länder und die USA sind durch Afrika reich geworden und haben nun die Altschulden abzutragen: "Wir kommen zu euch, weil ihr bei uns wart."
Beginnen können wir mit einer besseren, wirksamen Flüchtlings-Hilfe und -politik auf gesamteuropäischer und individueller Ebene. Schwierig, in Zeiten, in denen in Österreich ehemalige Burschenschafter Ministerämter bekleiden, verstorbene Flüchtlingshelferinnen wie Ute Bock "zur Hölle gewünscht werden" und zunehmend ein angewandter Nationalismus praktiziert wird.