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Die Marketenderin von Köln

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In einer der schmalen und düstern, aber dazumal nicht wie heute von Leben und Bewegung erfüllten, sondern sehr stillen, grasbewachsenen und schmutzigen Straßen der alten freien Reichsstadt, der heiligen dreigekrönten Colonia - an einer Ecke, welche durch eine noch viel schmälere, hier einmündende Gasse gebildet wurde, lag am Ende des 18. Jahrhunderts eins jener schönen malerischen alten Häuser, die heute das Entzücken eines kulturhistorisch gebildeten Menschen von künstlerischem Geschmack und die Verzweiflung dessen bilden, der verurteilt ist, in solch einem engen, schiefwinkeligen, dunkeln, zugigen, ungemütlichen Kasten zu wohnen. Wir verschweigen die Nummer des Hauses, lassen dem Leser die Wahl zwischen Hochstraße, Minoriten-, Buden- oder Rechtschulstraße und deuten als weitere Kennzeichen nur an, daß besagtes Haus, wie zum praktischem Gebrauch eingerichtete Häuser pflegen, unten eine Tür hatte und daneben zwei Fenster. Dasjenige, welches der Tür zunächst lag, zeigte hinter Scheiben von bescheidener Größe eine Ausstellung von sinnig geordneten Produkten ferner Länder und Völkerschaften, als da sind: einige Glasschalen voll grünlich-grauer Früchte des berühmten arabischen Kaffeestrauches; gelbe Kistchen, worauf für jedermann, der nur einigermaßen in der chinesischen Sprache und Schriftkunde bewandert war, mit großen Buchstaben deutlich zu lesen stand, daß darin der allerechteste Kaisertee enthalten; daneben Körbe mit jenen für jugendliche Phantasien gefährlichen getrockneten Früchten, die unter dem Namen Korinthen, Rosinen von Malaga und Feigen von Smyrna in den Handel kommen, und ferner eine kleine Pyramide der goldensten Äpfel von Siena. ...