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Die verfluchte Judenstraße

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In einem Vorwort zu seinem Buch nimmt der Autor Bezug auf die Zeit des Schreibens:

Da ich diese Zeilen zu Papier bringe, im Herbst 1992, ist in Europa Krieg, ist in Asien Krieg, in Afrika.

Da ich diese Zeilen schreibe, ist die Welt erschrocken über das Niederbrennen der jüdischen Baracke im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen.

Zu Beginn des Jahres 1991 reifte in mir der Plan, eine Geschichte zu schreiben, die nun gedruckt vorliegt.

Sie heißt „Die verfluchte Judenstraße“.

Diese Geschichte, in der es um Menschliches und Unmenschliches geht – beides liegt im Krieg immer dicht beieinander –, spielt Anfang April 1945 in Görlichs Geburtsstadt Breslau. Einem bitterkalten Winter folgte damals ein sehr warmes Frühjahr.

Er habe Erlebtes, so Görlich, als sehr junger Mensch grauenvoll Erlebtes, in die Erzählung hineingenommen, und habe eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erfunden, die aber möglich gewesen wäre in dieser wahnsinnigen Zeit.

Zugleich fragt der Autor nach dem Sinn und nach den Möglichkeiten von Literatur in der heutigen Zeit.

Görlichs Geschichte spielt in Breslau, das mit wenigen Sätzen so charakterisiert wird: Aber weit im Rücken der Front vor Berlin war eine Stadt von den Russen fest eingeschlossen. Sie lag an der Oder und hieß Breslau. Schon seit Februar war sie eingekesselt und durch erbitterte Kämpfe arg zerstört.

Die in der Stadt waren, Soldaten, Kinder und Frauen, alte Leute, dachten angstvoll an das nahende Ende. Sie wollten alle leben, überleben. Aber was wird sein, wenn die Russen die Stadt erobern? Vergeltung werden sie üben, Rache nehmen.

Dann ist von zwei jungen deutschen Soldaten die Rede, beide waren Söhne von Lokomotivführern und beide waren im Januar siebzehn geworden, die in einem Keller in der Frontlinie im Süden der Stadt hocken - Hans Sawade und Herbert Sommerlatte. Nach ihrer Ablösung erfahren sie von einem besonderen Einsatz, den Oberleutnant Persicke befohlen hat. Aus einer Straße sollen sie dort noch lebende jüdische Mischlinge holen. In mäßigem Tempo fährt ihre Kolonne in Richtung Güterbahnhof. Dort lag die Judenstraße – die verfluchte Judenstraße. In der Wohnung im Haus Nr. 14 entdecken Sawade und Sommerlatte eine alte Frau und ihre Enkelin Eva. Und plötzlich kommt dem Soldaten Sawade das jüdische Mädchen schön vor …

Am Ende seines Vorworts schreibt Günter Görlich: „Aber ein Buch, das man liest, fördert die Auseinandersetzung mit sich selbst, es weckt Emotionen. Ich glaube doch an die Möglichkeiten von Literatur.“