Ego shooter, das sind Computerspiele, in denen der Spieler alles durch die Augen seiner Figur wahrnimmt. Spieler und Figur verschmelzen miteinander. Die virtuelle Welt wird zur realen Welt. KovĂĄcs, der Held in Martin von Arndts RomandebĂŒt, ist ein Profispieler im Internet. In seiner hermetisch abgedichteten Wohnung nimmt er Nacht fĂŒr Nacht an nachgespielten Flugzeugschlachten des zweiten Weltkriegs teil. Mit möglichst vielen AbschĂŒssen verdient er sein Geld. Er lebt das Leben einer neuen Generation, die konsequent in der virtuellen RealitĂ€t des Computers existiert, inmitten von âșconfigsâč, âșaddonsâč und âșrespawn-pointsâč. Solange, bis KovĂĄcs von einer Krankheit heimgesucht wird, die ihn zunĂ€chst spielunfĂ€hig macht und schlieĂlich mit dem Tod bedroht. Die auf die Ă€rztliche Diagnose folgende Woche wird KovĂĄcs Karwoche. Station fĂŒr Station erleidet er seine Passion. Stationen auf diesem Gang sind seine unerfĂŒllt gebliebenen Liebesabenteuer und die heimlichen und unheimlichen Katastrophen seiner Familiengeschichte, die zwischen Ungarn nach dem 1956er Aufstand und dem Wirtschaftswunder-Deutschland hin und her pendelt. »ego shooter« ist die ebenso skurrile wie komische und tragische Geschichte einer Sehnsucht nach neuen Lebensnischen in der Computer-Gesellschaft. Aber es ist auch die Geschichte einer GefĂ€hrdung. KovĂĄcs ist der Vertreter einer jungen Generation, die sich in immer brutaler ausgetragenen gesellschaftlichen VerteilungskĂ€mpfen ihren Weg suchen muĂ. Und die vor dem Computer Gefahr lĂ€uft, menschlich abzustĂŒrzen, zu verelenden, zu verkommen. Die Auseinandersetzung um die Killerspiele reiĂt auch Jahre nach Erfurt und Winnenden nicht ab. Auch der Osloer Massenmörder bereitete sich erklĂ€rtermaĂen monatelang mit Ego-Shooter-Spielen auf seinen Amoklauf vor.