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Eros im Mailverkehr

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Die Briefe sind an fĂŒnf verschiedene Personen gerichtet. Das gemeinsame Thema Eros wird gleich im ersten Abschnitt in einer provozierenden Weise verarbeitet: Absender und EmpfĂ€nger sind Figuren. Die untereinander gewĂ€hrten SpielrĂ€ume variieren. GeprĂ€gt sind die Beziehungen aber durch kommunikative Störungen und skurriles Verhalten, beruhen auf markanten Divergenzen, die bis in die Sprachauffassungen und das Sprachverhalten hineinreichen, ein Verstehen kaum mehr erlauben.

Verfasser ist ‚Per‘, ein TĂ€nzer, der auch ein kleines Theater betreibt. RĂŒckmeldungen auf seine Briefe sind, falls solche intendiert waren oder erfolgten, nur indirekt ĂŒbermittelt. Im Anfang, gegenĂŒber einer AssistenzĂ€rztin, die eine Kontaktanzeige geschaltet hatte, bricht dem TĂ€nzer ein Konflikt zwischen seinem ‚imaginĂ€ren‘ Ich und der eigenen ‚realen‘ Figur auf, doch nicht als gemeinhin innerers Dilemma, jedoch auch nicht als soziales. Fragen nach Erotik entstehen brieflich in dieser labilen Situation und finden, durch alle Kapitel hindurch, letztlich ‚nur‘ kĂŒnstlerische Antworten.

Der Briefband ist erstmals im Jahr 2000 unter dem Titel „Per“ im Druck erschienen. Zwei Abschnitte waren zuvor in der Zeitschrift „ExKurs“veröffentlicht worden: „Irritationen“ in Ausgabe 1/97, „Die Tortur“ in 11/99. Die Textgestalt wurde vom Autor fĂŒr die aktuelle Produktion neu durchgesehen, unter BerĂŒcksichtigung der neueren Rechtschreibreformen. Ammern folgt in der ‚KĂŒnstlerprosa‘ ĂŒbrigens einer Nebenfigur aus: „Die Crux des TĂ€nzers“.

Als Hintergrund: Die in Platons Gastmahl (203 c/d) wiedergegebene Ansicht von Diotima ĂŒber Eros: “Zuerst ist er immer arm und bei weitem nicht fein und schön, wie die meisten glauben, vielmehr rauh, unansehnlich und unbedeckt schlĂ€ft er vor den TĂŒren und auf den Straßen im Freien und ist der Natur seiner Mutter gemĂ€ĂŸ immer der DĂŒrftigkeit Genosse. Und nach seinem Vater wiederum stellt er dem Guten und Schönen nach, ist tapfer, keck und rĂŒstig, ein gewaltiger JĂ€ger, allezeit irgendwelche RĂ€nke schmiedend, nach Einsicht strebend, sinnreich, sein ganzes Leben lang philosophierend, ein arger Zauberer, Giftmischer und Sophist.”