Nach fast 10jähriger Abwesenheit in Krieg und Gefangenschaft kehrte Karl Pausch (1911-1996) kurz vor Weihnachten 1949 zu seiner Familie zurück. Als einziges Mitbringsel übergab er der Familie ein kleines, in schwarzes Kunstleder gebundenes Büchlein, das er unter Gefahren durch die Kontrollen gerettet hatte.
Das 'Taschenbuch', wie er es selbst bezeichnete, ist eine Art Tagebuch des Jahres 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft. Darstellt werden in Bild und Text Alltagssituationen des Lagerlebens und der Zwangsarbeit. Aber auch Reflexionen über die Hintergründe und Lebensumstände des Krieges sowie die stets präsenten Gedanken an die zurückgebliebene Familie und die Situation in der Heimat sind Gegenstand der Darstellung. Gedanken, die wohl auch die heutigen Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisenregionen bewegen.
Anders als bei Briefen, Tagebüchern oder sonstigen Aufzeichnungen besteht die Besonderheit des Bändchens aber darin, dass der gesamte (Fließ-)Text in einer gezeichneten Schrift angelegt ist. In Einheit mit einer Vielzahl von Vignetten, kleineren und ganzseitigen Zeichnungen bildet das Ganze eine Art Buch-Kunstwerk.
Der Herausgeber versucht, die Zeit, von der das 'Taschenbuch' handelt, in den Rahmen eines gelebten Lebens zu stellen: Neben Erinnerungsstücken aus dem Nachlass des Autors schien es sinnvoll, Erläuterungen und eigene Erinnerungen an die Person und die damaligen Lebensumstände beizutragen.