Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.
Jessica Dahlberg saß in dem Licht, welches nur ein verschwenderisch schöner Frühsommertag zu verschenken hatte. Alles um sie herum wirkte weich und warm und enthielt den Zauber von Leben und Bejahung.
»Ich darf dieses Kind nicht bekommen, Herr Dr. Lindau«, sagte das blonde Mädchen mit dem herben Gesicht und gab dem Licht keine Chance, ihren Zügen das starre Entsetzen zu nehmen, welches das Untersuchungsergebnis in ihrem Innern ausgelöst hatte.
»Welche Schwierigkeiten tun sich auf?«, fragte der erfahrende Gynäkologe und langjährige Chefarzt der Klinik am See ruhig, wissend, dass diese Mitteilung nicht bei jeder Frau Freude hervorrief.
»Mein Vater würde die Schande nicht überleben.« Jessica Dahlberg verkrampfte die Hände im Schoß, während ihre Augen den Arzt hilfesuchend ansahen.
»Schande?« Der Arzt hob erstaunt die Brauen. »Ich glaube, in diesen Begriffen denkt heute auch ein Pastor nicht mehr. Aber bevor wir jetzt über die Schwierigkeiten sprechen, welche Sie ganz offensichtlich vonseiten Ihres Vaters erwarten, sollten wir uns erst einmal über den Vater des Kindes unterhalten.«
Das blonde Mädchen schüttelte den Kopf, und eine ganze Weile sah es aus, als würde kein weiteres Wort über ihre Lippen kommen, dann aber veränderte sich der Ausdruck ihrer Augen. Die Panik wich und machte einem erlebten Traum Platz, der das Wissen von Glück in ihr Herz getragen hatte.
Der Arzt sah das hübsche Gesicht als Spiegel der Seele erblühen, alle Empfindungen preisgeben und ein tiefes Gefühl sichtbar werden. Das Mädchen war neunzehn Jahre alt, hatte vor zwei Monaten die Schule abgeschlossen – und ganz sicherlich war auch ein ebenso junger Mann Vater