Das Jahr 1999 war spannungsgeladen. Das Eingreifen der NATO gegen Restjugoslawien im Frühjahr war nur das Vorspiel. Würden sich die Serben aus dem verwüsteten Kosovo zurückziehen? Wer würde fortan die Herrschaft ausüben? Würde Russland mitspielen? Ich kam als "ziviler Koordinator" im September 1999 nach Pristina. Die UNO (UNMIK) und die von der NATO geleiteten internationalen Truppen (KFOR) hatten noch im Juni 1999 das Kommando übernommen. Die Russen hatten Milosevic überzeugt, sich zurückzuziehen. Es galt jetzt, das Land wieder aufzubauen, Arbeitsplätze zu schaffen, die große Zahl von Flüchtlingen, die während des Pogroms der Serben Kosovo verlassen hatten, wieder zurückzuführen und demokratische Strukturen aufzubauen. Deutschland und das von mir geleitete Büro beteiligten sich trotz gewaltiger Schwierigkeiten engagiert in diesem "Labor" der internationalen Politik. Zum ersten Mal in meiner Karriere arbeitete ich eng mit den Militärs zusammen. Gemeinsam galt es, die Klippen, die sich immer wieder auftürmten, zu umschiffen. Aber ein Problem, das sich auch heute noch stellt, konnten wir nicht lösen: Die Überwindung des Konflikts zwischen Serben und Kosovaren. Vielleicht gelingt es, mit der Eröffnung einer konkreten Beitrittsperspektive in die EU von der Konfrontation zur allmählichen Kooperation zu gelangen. Hierfür gibt es Beispiele in Europa, die uns ermutigen könnten.
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