In der Bernhardforschung spricht man häufig von der Performativität des Werks Thomas Bernhards. Aber bislang sind die performativen Aspekte in seinem Werk noch nicht hinreichend thematisiert worden.Das vorliegende Buch hat durch die Auseinandersetzung mit den Forschungen zur Performativität und Textualität ein Konzept textueller Performativität entwickelt und für die Analyse des fiktionalen und auch des publizistischen Werks Thomas Bernhards produktiv gemacht. Mit diesem Konzept werden sowohl die textuellen Strukturen als auch die ästhetischen Wirkungen und Dynamiken, die ein literarischer Text im Rezeptionsprozess entfalten könnte, in den Blick genommen.
Um das Konzept textueller Performativität zu konkretisieren, wurden zwei Subkonzepte, nämlich Theatralität und Karnevalisierung entwickelt. Mit dem Konzept der Theatralität werden die theatralische Figurenkonstellation, die fingierte Mündlichkeit und die Rhythmisierung der Sprache in Bernhards Werk behandelt. Anhand des Konzepts der Karnevalisierung werden vor allem die folgenden Aspekte neu beleuchtet, nämlich die Marktplatzrede, die Logik der Umkehrung, das Prinzip der Ambivalenz und das satirische Verfahren. Die Textanalyse hat exemplarisch gezeigt, dass das fiktionale und das publizistische Werk Thomas Bernhards sowohl auf der motivischen als auch auf der stilistischen Ebene große Affinität aufweisen und Thomas Bernhard bewusst mit der Verwischung der Grenze zwischen Realität und Fiktion spielt.