Das Verhältnis des Christentums zum Judentum gibt noch immer zu denken. Die Frage, wie die größte religiöse Nähe zur schärfsten Trennung und Abwertung werden konnte, bildet den Rahmen jeder christlichen Israeltheologie. Die Figur des Paulus gilt häufig als die verkörperte Ablösung des Christentums vom Judentum – eine Diagnose, die von der exegetischen Forschung kaum mehr getragen wird. Die Studie untersucht zunächst die paulinische Israeltheologie, wie sie sich auf Grundlage der sog. New Perspective on Paul darstellt. Dieser exegetische Aufbruch wird verglichen mit dem Umschwung in der katholischen Haltung zum Judentum, der sich v. a. in der Konzilserklärung Nostra aetate niederschlägt. Im Vergleich beider zeigen sich gesetzte Weg-marken, aber auch offene Fragen und unabgegoltene Poten ziale einer angemessenen Israeltheologie.