Lazarette prägten im Ersten Weltkrieg die Kriegserfahrung von Millionen deutscher Soldaten. Im Heimatlazarett trafen Verwundete und Kranke auf Militärärzte, Krankenschwestern und zivile Helfer, Inspekteure, Kriegsgefangene und Schaulustige. Alina Enzensberger spürt den Lazaretten an der Heimatfront als Übergangsräumen zwischen militärischer und ziviler Sphäre nach. Auf breiter Quellenbasis rekonstruiert sie Alltag und Erfahrung der Patienten, militärärztliche Disziplinar- und Propagandastrategien sowie Debatten um Kriegsneurosen, Invalidität und das Engagement der Zivilbevölkerung. Das Buch zeigt, wie sich die Lazarette zu umkämpften Räumen entwickelten, in denen militärische und zivile Akteure um Deutungshoheit, Gestaltungsspielräume und Aufenthaltsrechte konkurrierten. Anhand des Heimatlazaretts verhandelten sie moralische Fragen von Pflicht und Schuld im Krieg sowie von der zwiespältigen Rolle der Medizin zwischen humanitärem und militärischem Anspruch.
Für die dem Buch "Übergangsräume. Deutsche Lazarette im Ersten Weltkrieg" zugrunde liegende Dissertation wurde Alina Enzensberger 2019 mit dem Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte ausgezeichnet sowie 2021 mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte.