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Vera Granford

E-Book


Selbstbewusst, ansehnlich, beruflich erfolgreich, verliebt in einen verheirateten Mann und voll unruhiger Sehnsucht nach Geborgenheit im Alltag der DDR. So ist Vera, eine geschiedene Frau in den besten Lebensjahren. Die faszinierende und verlockende Bekanntschaft, die in der Bar eines Interhotels begann, vielfÀltige Erlebnisse im Kreis befreundeter Familien oder mit ihrem Vorgesetzten, unzweideutige Angebote diverser MÀnner in der lockeren AtmosphÀre eines öffentlichen Tanzlokals oder anderswo - nichts kann ihre Standhaftigkeit und ihr brennendes Verlangen nach einem Leben an der Seite des Geliebten beeinflussen. Doch dann kommt sie selbst zu einem schmerzlichen Entschluss ...

Das spannende Buch erschien erstmals 2007 im Tauchaer Verlag.

LESEPROBE:

Ein Drahtzaun und bestaubte Hecken umgrenzten das ausgedehnte Feld. Hier lagerten die Steine. Ich blieb auf den Kieswegen und sah Richard und dem schulterbreiten Steinmetzen zu, wie sie zwischen den Platten umherstiegen. Richard in seinem hellgrauen Anzug packte die Steine und beklopfte sie. Sich wieder aufrichtend und den Staub von den HĂ€nden schlagend, lachte er schallend ĂŒber Witze, die ihm der andere unter Grimassen erzĂ€hlt hatte. Sie standen redend, und ich sah auf Richards Mund, der den Ausdruck seines bewegten Gesichts bestimmte. Dann drehte er suchend den Kopf und als er mich entdeckt hatte, hob er die eben weggelegte Platte wieder hoch und schrie mir zu, wie ich Sandstein fĂ€nde. »Die Kinder werden sich freuen«, rief ich zurĂŒck. »Warum?« - »Gut zum Draufmalen.« Sie lachten beide und kamen heran. Richard rief launig, mit G kĂ€me er heute nicht weiter, ich solle ihn mal ein bisschen bezirzen. G verbeugte sich schmunzelnd und Richard sagte, sich ihm zuwendend, er solle sich vorsehen, ich sei Psychologin. G begann mit mir zu scherzen, nannte mich »Junge Frau.« Ich sah, dass er herauszufinden suchte, wie Richard und ich zueinander standen. Ich trug keinen Ring mehr und Richard hatte es schon immer so gehalten. Er fĂ€nde Symbole einfĂ€ltig, hatte er mir einmal geantwortet. »Bei anderen belĂ€cheln wir Nasenschmuck.« - »Dir passt es nur nicht, auf Chancen zu verzichten.« Doch er hatte unwirsch entgegnet, so etwas kĂ€me auf den Mann an, nicht auf den Ring.