Von der Idee bis zur Umsetzung vergingen drei Jahre. Von der Entscheidung dann wirklich zu gehen bis zum Abreisetag nur wenige Wochen. Somit entstand eine intuitive und ungeplante Reise, was letztendlich auch den Reiz der Unternehmung ausgemacht hat.
Vom Start mit dem Bus in einer Strapazen reichen, aber auch interessanten Fahrt nach Bayone, bis zum Startpunkt in Frankreich in Saint Jean Pied de Port, begann das Abenteuer schon vor dem ersten eigentlichen Schritt. Der Weg begann mit dem kennen lernen der Modalitäten und Besonderheiten des Weges. Dies erfuhr man meist durch selbst erlebtes aber auch durch Erfahrungsberichte von Mitpilgern. Unvorstellbar waren anfangs die Strapazen und Mühen des Weges und erst nach geraumer Zeit gewöhnte man sich daran. Die Verschiedenen Strecken wurden immer kurzfristig am Abend zuvor geplant, jedoch ohne zu wissen ob dies überhaupt zu schaffen ist, denn Touren zwischen dreißig und siebenundvierzig Kilometer waren auf die Dauer kein Pappenstiel.
Nach den körperlichen Unzulänglichkeiten speilte für die Wanderfreude vor allem auch das Wetter eine wichtige Rolle, von dem es jede Menge schlechtes sogar weit bis in den Mai hinein gab. plötzlicher und dauerhafter Landregen konnten somit einen solchen Tag nicht unbedeutend lange erscheinen lassen, denn jeder neue Tag bedeutete acht oder neun Stunden gehen. Aber alle Mühen wurden immer wieder durch das Kennenlernen von Pilgern aus unterschiedlicher sozialer und Gesellschaftlicher Herkunft ausgeglichen. Der Weg macht nur durch sozialen Kontakt einen Sinn. Immer wieder wurden neue Freunde kennengelernt und Freundschaften geschlossen, die aber nicht von unendlicher Dauer waren. Das wiederholte Treffen von Menschen war ein ganz besonderes und einmaliges Novum auf dem Camino. Ebenso die Freimütigkeit, mit der viele Pilger ihre Beweggründe und Motivationen für den Weg erklärten und ohne Einschränkungen Preisgaben.
Der vorhergesagte Motivationseinbruch nach einigen hundert Kilometern blieb bei mir Gott sei Dank aus – mein Interesse am Erreichen des Zieles war immer ungebrochen gleich, wenngleich nicht immer sicher. Zu viele Abbruchmöglichkeiten lauerten auf dem Weg und jeder Fehltritt konnte das Ende bedeuten. Irgendwann trifft man auch die Hauptpersonen de Reise, nicht unbedingt die Menschen mit denen man am meisten geht, sondern diejenigen, die einem am meisten bedeuten und berühren. Diese gemeinsamen Erlebnisse gingen nur über wenige Tage.