Geschichte und Region/Storia e regione 1/2019

Weiten Teilen Europas gelang es nach dem Ersten Weltkrieg nicht, den Zustand einer post-war-society zu ĂŒberwinden, in der die öffentliche Teilhabe an Politik zuweilen mit einem hohen Maß an innenpolitischer Gewalt einherging. Insbesondere fĂŒr die sich neu formierende Rechte und die paramilitĂ€rischen VerbĂ€nde spielte militantes Verhalten in der Zwischenkriegszeit eine SchlĂŒsselrolle. Jugendliche im Allgemeinen und Studierende im Besonderen waren oftmals wichtige Multiplikatoren in solchen Bewegungen, da sie diese als Experimentierfelder fĂŒr gewalttĂ€tige Erfahrungen betrachteten, wobei sie ihren Mangel an Kriegserfahrung oft durch zunehmende Militanz und BrutalitĂ€t gegen innere und Ă€ußere Feinde kaschierten. Trotz zum Teil erheblicher nationaler Unterschiede kann die jugendliche Militanz als ein weitgehend transnationales PhĂ€nomen paramilitĂ€rischer Organisationen nach 1918/19 betrachtet werden, das enormen Einfluss auf das politische Leben mehrerer europĂ€ischer – siegreicher wie besiegter – LĂ€nder in den 1920er und 1930er Jahren nahm. Eine nicht unbetrĂ€chtliche Zahl von Studierenden organisierte sich zwischen 1918/19 und 1939 in paramilitĂ€rischen Einwohner- und BĂŒrgerwehren, politischen KampfverbĂ€nden oder konspirativen Gruppierungen, um gegen Feinde im Inneren bzw. an den diversen Landesgrenzen vorzugehen. In den BĂŒnden, Freikorps und Grenzschutzformationen suchte diese Generation der meist nach 1900 Geborenen – die sogenannte Kriegsjugendgeneration – das eigene Kriegserlebnis nachzuholen, welches ihnen durch ihr junges Alter im Ersten Weltkrieg verwehrt worden war. In den hier versammelten BeitrĂ€gen untersuchen die Autorinnen und Autoren die regionalen Dimensionen studentischer GewaltrĂ€ume und -kulturen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die regionalen VerhĂ€ltnisse und Besonderheiten einen Radikalisierungsprozess beschleunigen bzw. bremsen konnten und welche spezifischen Gewaltkulturen sich in den diversen regionalen GewaltrĂ€umen entfalteten. AUS DEM INHALT Dmitar Tasić The Macedonian Youth Secret Revolutionary Organization (MYSRO) 1922–1927: A New Moment in Macedonian Struggle Florian J. Schreiner Die "Ausgelesenen". Akademische Netzwerke und die Niederschlagung der MĂŒnchener RĂ€terepublik 1919 Juliane Deinert Studierende im Ausnahmezustand. Ausschreitungen an der Rostocker UniversitĂ€t vor und wĂ€hrend der Machtergreifung der Nationalsozialisten Irene Bolzon La lunga durata dello squadrismo di confine. ComunitĂ  studentesche, societĂ  e pratiche della violenza a Trieste (1900–1945) Simone Duranti "Basta la sola camicia nera". Propaganda e attivitĂ  politica dei fascisti universitari trentini FORUM Flaminia Bartolini Dealing with contested heritage. Contemporary art and the Fascist monument debate REZENSIONEN / RECENSIONI