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Der tiefe Sumpf von St. Pauli

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Es war schon eine ganz besondere Zeit auf St. Pauli. Man nannte sie auch die goldenen Jahre. Zu jener Zeit bin ich aus einer kleineren Stadt nach Hamburg gekommen und musste erleben, welche merkwĂŒrdigen Dinge hier schon damals gang und gĂ€be waren. DarĂŒber habe ich bereits u.a. in meinem Taxi-Buch, Überlebt - wenn auch nur ganz knapp, geschrieben.

Doch Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre wurde dieser Sumpf der Korruption einfach zu groß, sodass man rigoros die Reißleine ziehen musste. Die Unterwelt hatte mittlerweile das Ruder komplett ĂŒbernommen.

Also grĂŒndete man jetzt eine Sonderkommission, mit der man dem Dilemma an den Kragen zu gehen hoffte und diesen stinkenden Sumpf ausheben wollte.

Als ich kĂŒrzlich hierĂŒber eine Dokumentation gesehen habe, fiel mir auf, dass ich die meisten dieser Kiez-GrĂ¶ĂŸen bereits kannte, ohne jedoch damals gewusst zu haben, wer diese Leute, die ich mehrfach zu Gesicht bekommen habe, ĂŒberhaupt waren.

Ich hatte ja selbst einige Jahre, vorwiegend auf dem Kiez, gefahren und hatte viele von ihnen mehrmals in der Taxe - mit anderen sogar direkte persönliche Begegnungen.

Nach der Festnahme des Paten von St. Pauli, Wilfrid Schulz und seinem Verschwinden von der BildflĂ€che, wollten sich einige Leute nun dessen Erbe sichern und seinen Platz ausfĂŒllen. Doch was hiernach kam, war jedoch noch wesentlich brutaler.

Denn in der Zwischenzeit hatten sich auf dem Kiez völlig neue Strukturen gebildet. ZunĂ€chst war es die GmbH, die jetzt das Zepter ĂŒbernahm.

Doch neben der GmbH gab es aber auch noch die Nutella- und die Chikago-Bande, die irgendwie immer in stÀndiger Konkurrenz zueinander standen.