RICHTERIN ĂBER DAS SCHICKSAL: LYDIA MISCHKULNIGS SPRACHGEWALTIGES PSYCHOGRAMM GIBT EINSICHT IN DIE WELT EINER ASYLRICHTERIN.
Eine Asylrichterin taumelt zwischen Macht und Ohnmacht
Gabrielle ist Asylrichterin. Auf ihr GeheiĂ hin dĂźrfen Menschen im Land bleiben â oder mĂźssen es verlassen. Täglich bestimmt sie Ăźber Schicksale. Doch worauf fuĂen diese Urteile? Sind es sachlich nachvollziehbare GrĂźnde? Sind sie politisch motiviert? Wirken dabei unbewusst auch persĂśnliche Sympathien mit? Die Entscheidung, die Gabrielle heute trifft, kann morgen unter neuen Umständen schon wieder falsch erscheinen. Die Konsequenzen aber sind nicht rĂźckgängig zu machen. Als das GerĂźcht umgeht, jemand wolle sich fĂźr ein Urteil an Gabrielle rächen, gerät ihr Leben aus den Fugen. Wird sie verfolgt? Oder ist alles nur Einbildung? Was wirklich ist, verliert fĂźr sie immer mehr seine Konturen.
Lydia Mischkulnig stellt längst ßberholte, aber immer noch verbreitete Rollenbilder auf den Kopf
Gabrielle ist eine Frau in einer Machtposition. Während sie am Gericht einen Beruf mit gesellschaftlicher und politischer Reichweite ausßbt, geht ihr frßhpensionierter Mann zuhause seinem Putzzwang nach. Eigentlich hat sich das kinderlose Paar gut eingerichtet. Aber auch dort wird die vermeintliche Ordnung erschßttert. Als Gabrielle eines Tages nach der Arbeit nach Hause kommt, glaubt sie ihren Augen nicht: Trägt ihr Mann tatsächlich heimlich ihre Kleider? Welche Unsicherheiten tun sich fßr die Asylrichterin auch im scheinbar sicheren Rßckzugsgebiet des Privaten auf?
Ein feinnerviger, kafkaesker Roman mit unterschwelligem Sog
Jedes Ja, jedes Nein, jedes Schweigen, jedes Handeln â jede unserer Entscheidungen besitzt Tragweite. Welche Entscheidungen werden fĂźr uns getroffen? Und was bedeutet das fĂźr unser Dasein als "Frau" oder "Mann"? Lydia Mischkulnig ist eine sprachmächtige und unbestechliche Beobachterin: Mit psychologischem Tiefgang gibt sie Einblick in einen Berufsalltag, der uns sonst verschlossen bleibt. Schonungslos spĂźrt sie die SprĂźnge auf, die unseren fragilen, vermeintlich klaren Blick auf die Welt durchziehen.