von G. A. HENTY
Ein Roman um die Ereignisse des Jahres 1871.
(Übersetzung Thomas Berg)
Jeremiah Brander war eine der prominentesten Persönlichkeiten in der Domstadt Abchester. Er bewohnte ein altmodisches, rotes Backsteinhaus am Ende der High Street. Auf beiden Seiten befand sich eine hohe Mauer zur Straße hin, und von dieser aus erstreckte sich ein Garten, der das Haus umschloss, bis zu einem kleinen Bach, der etwa zweihundert Meter hinter dem Haus verlief; so verband das Haus die Vorteile eines Geschäftshauses auf der Vorderseite mit denen der Abgeschiedenheit, eines ausgezeichneten Gartens und einer ungehinderten Aussicht auf der Rückseite.
Jeremiah Brander genoss in hohem Maße das Vertrauen und den Respekt seiner Mitbürger. Sein Vater und sein Großvater waren wie er selbst Anwälte gewesen, und er zählte die meisten Familien der Umgebung zu seinen Kunden. Kleinere Geschäfte überließ er den drei jüngeren Männern, die sich die kleineren Rechtsgeschäfte des Ortes untereinander aufteilten. Er betrachtete sie in keiner Weise als Konkurrenten und sprach stets wohlwollend von ihnen als würdigen Männern, denen er alle Angelegenheiten wie das Eintreiben von Schulden, die Strafverfolgung und solche wie den Kauf und Verkauf von Häusern in der Stadt anvertrauen konnte. Was ihn selbst betraf, so zog er es vor, sich nur mit Geschäften in seiner eigenen Branche zu befassen, und er nahm nur selten neue Klienten an, und zwar nie, bevor nicht ein Neuankömmling seinen Platz in der anerkannten Gesellschaft der Grafschaft eingenommen hatte.
In den öffentlichen Angelegenheiten der Stadt spielte er jedoch eine sehr wichtige Rolle. Er war Stadtschreiber, Schatzmeister mehrerer Gesellschaften, Anwalt der Abchester County and City Bank, Rechtsberater der Kathedralenbehörden, Diakon der Hauptkirche, Stadtrat, Präsident der Musikgesellschaft, Schatzmeister des Krankenhauses, Direktor der Gasgesellschaft und war in der Tat jederzeit bereit, eine herausragende Rolle in jeder Bewegung des Ortes zu übernehmen.
Er war ein Mann von etwa fünfzig Jahren, eher stämmig, mit etwas fülligem Teint und stets mit großer Sorgfalt gekleidet. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass er einem juristischen Beruf angehörte. Er sprach in der Regel freundlich und fast heiter, aber sein Auftreten variierte je nach den Umständen. In seiner Eigenschaft als Schatzmeister war er präzise und geschäftsmäßig; in kirchlichen Angelegenheiten neigte er ein wenig dazu, dogmatisch zu sein, was in Anbetracht der Großzügigkeit seiner Beiträge zu allen kirchlichen Einrichtungen und Wohltätigkeitsorganisationen nur natürlich war.