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Erzählungen 5 : Der Tempel des Zufalls, Ein Frauenbildnis.

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In den Tiefen der Materie legt Maeterlinck eine erfrischende Leichtigkeit an den Tag, innerhalb derer gesellschaftliche, historische und künstlerische, aber auch allgemeine und spezifische Gegenstände mit prosaischer Eleganz und schmunzelndem Lächeln abgearbeitet werden. Man ist sich nicht immer sicher, ob dieser Art Wechselspiel von Erkenntnis und unmittelbar folgender Relativierung die Absicht zu Grunde liegt, die Realität möglichst vieler Perspektiven zu verdeutlichen: vielleicht ja, vielleicht nein, vielleicht teilweise. Fundiertes Know how gepaart mit spielerischem Interpretationsspaß, nichtsdestotrotz oder gerade deswegen sind die Texte auch von philosophischen Elementen durchdrungen, deren Deutung gerne dem geneigten Zuhörer überlassen wird. "Der Tempel des Zufalls" wirft ein Licht auf die unerbittliche Göttin des Schicksals, welche sich weder an Gesetze noch Wahrscheinlichkeiten hält, weder der Moral noch der Ethik noch anderen Werten verpflichtet ist und als Botin des Universums ihre unerklärlichen Entscheidungen über das Los jedes einzelnen Menschen fällt. "Ein Frauenbildnis" zeigt auf, dass nach Außen vorgehaltene oder vorgespielte mutmaßliche Tugenden in der Regel nichts weiter als getarnte persönliche Schwächen oder Komplexe sind, die einem rückständigen Verstand behilflich sind, sein eigenes Gewissen zu beruhigen und seine Schandtaten zu rechtfertigen. Des weiteren wird der Gegenstand der Tugend noch weiter beleuchtet und am Ende kann sich niemand mehr so ganz sicher sein, ob sein eigenes Verhalten vor einer neutralen Allgemeinheit genauso aufgefasst und bewertet würde wie man es sich nach eigenem Verständnis vorstellt bzw. wünscht.