Die "Wende" 1989/90 hat Heiner Müller tief erschüttert. Angesichts der neuen Zeit könne er kein Drama mehr schreiben, erklärte er in Mommsens Block. Der Nachlass förderte indes eine Fülle von Gedichten und Prosatexten zu Tage und verstärkte den Eindruck einer späten "Wandlung" des Schriftstellers Müller. Zweifel und Selbstkritik, Schweigen und Scham gehören zum Vokabular dieser Texte. Sie sind mehr als ein Nebenprodukt; sie kommentieren das dramatische Werk und ziehen Bilanz. Schreibend hatte Müller geglaubt, vieles erreichen zu können: Zunächst wollte er in seinen Stücken gesellschaftliche Diskussionen austragen, d. h. am Aufbau des Sozialismus mitwirken, später gegen das historische Vergessen arbeiten. Zudem verarbeitete er traumatische persönliche Erfahrungen, versuchte sich "von Obsessionen freizuschreiben": Er literarisierte seinen Vaterkonflikt oder den Selbstmord seiner Ehefrau Inge Müller als objektiv-politische Topoi. Schließlich war Literatur auch ein Schutzschild; hinter der "Maske des Dramas" konnte der Dichter Widersprüche austragen, ohne "ich" sagen zu müssen. All diese Schreibabsichten werden in den späten Texten in Zweifel gezogen; die politische Bilanz des Scheiterns wird mit der persönlichen verschränkt. Die Obsessionen erscheinen unbewältigt; aus "Texten, die auf Geschichte warten", wird "Warten auf nichts". So scheint der Dichter mit dem Untergang der DDR auf sich selbst "zurückgeworfen" und gezwungen, die eigene Person zu literarisieren, offen und ungeschützt: "Die Masken sind verbraucht fin de partie". Der Rückzug ins Gedicht liest sich als logische Folge des Verlusts eines sicheren Standpunktes, als Konsequenz des Inhalts in der Form. War das Drama für Müller der literarische Ort der Geschichte, so ist offenbar das Gedicht der Ort des Lebens, das nach dem "Verlust der Geschichte" übrig bleibt.
Sichtbarkeitsmaschinen : Zum Umgang mit Szenarien
Andreas Wolfsteiner
bookVom Versuch : Bauteile zur Zirkulationsgeschichte einer impliziten Gattung der Aufklärung
Reto Rössler
bookMacht und Ohnmacht des Schreibens : Späte Texte Heiner Müllers
Janine Ludwig
bookReste : Stoffe und Infrastrukturen im postindustriellen Erzählen
Eva Murašov
bookAdorno und die Medien : Kritik, Relevanz, Ästhetik
bookSitkommunikation : Zur televisuellen und semantischen Struktur der Multikamera-Sitcom
Lukas Foerster
bookWould you like to play a game? : Die Kultur des Computerspielens
Mark Butler
bookDurchbruch, Tier-Werden, Weltrevolution : Zur "Neuen" Musik, insbesondere Gustav Mahlers und Luigi Nonos, in der Literatur Dietmar Daths oder: Wer ist Cordula Späth?
Christian Luckscheiter
bookMedienkritik und Wirkungsästhetik : Diskurse über Rezeptionseffekte (1750 bis heute)
bookDer formatierte Körper : Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen
Andreas Wolfsteiner
bookParadoxien des Finalen
bookWittgensteins Sprachspiel der Emotionen
Anna Stuhldreher
book
Bernbuch
Cribe Archy, Michael Barben, Sarah Bärtschi, Johannes Brunnschweiler, Kemal Candan, Sina Del Monego, Mathias Gottet, Delia Imboden, Larissa Jacober, Jonas Junker, Nico Müller, Luc Oggier, Simon Scheidegger, David Schmid, Kurt Schopfer, Nathalie Schüürmann, Luana Siegrist, Sarah Vögtli, David Wagner
bookDie Schlaflosen : Roman
Ulrike Kolb
bookWodka für den Torwart : 11 Fußball-Geschichten aus der Ukraine
Serhij Zhadan, Natalka Sniadanko, Tanja Maljartschuk, Oksana Sabuschko, Jurij Wynnytschuk, Andrij Kokotjucha, Artem Tschech, Irena Karpa, Saschko Uschkalow, Maxym Kidruk, Olexandr Hawrosch
bookHalbinsel Judatin
Oleg Jurjew
bookMasters of Horror Essentials : Mary Shelley Frankenstein
J.P. Silver
audiobookVerlaufen in Berlin
David Wagner
bookRomania
David Wagner
bookSaturnin
Jakub Małecki
bookThe Collected Writings of Zelda Fitzgerald
Zelda Fitzgerald
bookThe Pilot
James Fenimore Cooper
bookHarlequin and Columbine
Newton Booth Tarkington
bookThe Manzoni Family : A Novel
Natalia Ginzburg
book