Der Luzerner Kuno Raeber (1922â1992) war fĂźr kurze Zeit Novize bei den Jesuiten, danach Universitätshistoriker. Ab Ende der 1950er Jahre lebte er nur noch fĂźr sein Werk, das die Sprachbaukunst in den Mittelpunkt stellt.Zuerst erfolgreich als Lyriker bei der Gruppe 47, befreundet mit Bachmann und Enzensberger, macht seine Prosa Kuno Raeber zum AuĂenseiter. Unter dem Eindruck von Ovid und Borges schichtet er in seinen enormen Wortgebirgen Vergangenheit und Gegenwart Ăźbereinander wie in einem Palimpsest und lässt Gestalten aus Mythos und Wirklichkeit, aus Innen- und AuĂenwelt im Maskenspiel der Kunst
ineinandergleiten. Ab den 1980er Jahren schrieb er wieder Gedichte. Die Beiträge des Heftes vermitteln einen Ăberblick Ăźber sein Schaffen, legen präzise Studien seiner Verskunst vor und analysieren Themen und Methoden seiner Prosa. Zum Werk gehĂśren die TagebĂźcher aus 50 Jahren, die neben Identitätsfindung und PersĂśnlichkeitsentfaltung seine Poetik reflektieren. Raebers umfangreicher Nachlass, der sämtliche Lyrik- und Prosa-EntwĂźrfe des Wort-Monomanen bewahrt, wird erläutert und die begonnene Online-Edition vorgestellt, die das lyrische Gesamtwerk in seiner ganzen Breite erschlieĂt.