Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Schattenlos lag der Gutshof Sophienlust in der heißen Julisonne, als Denise von Schoenecker das Gutshaus verließ, um nach Schoeneich zu fahren, wo man sie gewiss bereits ungeduldig zum Mittagessen erwartete. Wie so häufig war sie wieder einmal aufgehalten worden. Sie würde nun sicherlich Marthas Zorn erregen, die sie heute Morgen ausdrücklich gebeten hatte, ausnahmsweise einmal pünktlich zurückzukommen, weil es einen Eierauflauf gab. Bei dem Gedanken an diese gute Seele musste Denise unvermittelt lächeln. Mit schnellen Schritten überquerte sie den Hof und schloss ihr Auto auf. Im gleichen Augenblick, als sie in den Wagen einsteigen wollte, fuhr eine schwarze Limousine in den Hof. Am Steuer saß ein livrierter Chauffeur, der sich kurz umblickte und dann ausstieg. Gemessenen Schrittes ging er um den Wagen herum und öffnete die hintere Tür. Zuerst stieg eine schlanke schwarz gekleidete Dame aus, danach ein kleiner, auffallend blasser Junge, der ängstlich nach der Hand der Dame fasste. Diese aber schüttelte das Kind unwillig ab und sagte ungeduldig: »Nimm dich zusammen, Rolf. Schließlich bist du schon ein großer Junge.« »Ja, Mama«, erwiderte der Kleine erschrocken. Denise hatte diese Szene mit gemischten Gefühlen beobachtet. Allem Anschein nach wurde sie gebraucht. Sie unterdrückte einen Seufzer, schloss wieder die Tür ihres Wagens und ging auf die Dame zu, die leise mit dem Chauffeur redete. Als sie aber Denise erblickte, hob sie den schwarzen Schleier vor ihrem Gesicht. »Ich wollte mit der Heimleiterin sprechen«, erklärte sie kurz. »Ich bin Frau von Schoenecker«