Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Stimmt es, dass meine Mutti das Kleid zur Kommunion getragen hat?«
Die alte Dame strich über das dunkle Haar des Kindes. »Ja, mein Kleines. Ich habe in einer Schublade davon noch ein Bild. Es ist ein schönes Kleid. Deshalb wollte ich es für dich aufheben. Du siehst deiner lieben Mutti sehr ähnlich, Iska.«
Das Gespräch zwischen der schwerkranken Therese von Hardtberg und ihrer verwaisten Enkelin Franziska fand im Wohnzimmer eines geräumigen alten Hauses statt. Vor den Fenstern grünten mächtige Bäume im eben erwachenden Frühling.
Jetzt klopfte es, und eine betagte Haushälterin trat ein. »Unser Festessen ist angerichtet, Frau von Hardtberg.«
Therese von Hardtberg seufzte. »Ich fühle mich heute besonders schwach, Else. Bring mir bitte eine Portion hierher und speise du mit Iska. Ich bin froh, dass ich die Fahrt in die Kirche hinter mir habe. Weiter reichen meine Kräfte nicht mehr.«
Die kleine Iska, die ihre Großmutter innig liebte, folgte Else in das große, etwas düstere Speisezimmer, in dem Kerzen auf dem feierlich gedeckten Tisch schimmerten. Else schnitt das Fleisch auf und machte zunächst einen Teller für die alte Dame zurecht. Erst nachdem sie das Tablett mit dem Teller zu ihrer Herrin getragen hatte, sorgte sie für Iska und sich selbst.
»Großmuttchen muss sehr krank sein, Else«, flüsterte Iska. »Sonst würde sie heute bestimmt mit uns am Tisch sitzen.«
Else mied den Blick des Kindes. »Ja, Iska, sie ist sehr krank.«
»Kannst du nachher nach dem Bild von meiner Mutti suchen, Else? Sie trägt darauf dieses Kleid und war damals gerade so alt wie ich.«
»Ich werde deine Großmutter