Wenn Rhetorik die Theorie der Wirkung einer ĂuĂerung ist, dann ist rhetorische Ethik die Theorie des moralischen Umgangs mit dieser Wirkung. Auf diese kurze Formel lässt sich die These des vorliegenden Buches bringen. Die Legitimation dafĂźr liegt in der Ambivalenz rhetorischer Wirkungsmacht, denn was dem Redner nĂźtzt, kann den ZuhĂśrern schaden, wenn er sie nur Ăźberredet, ohne sie auch respektieren und Ăźberzeugen zu wollen.
Ziel dieses Buches ist eine philosophische Reflexion des rednerischen Handlungsanspruchs, dessen persuasives Interesse zweifellos legitim ist, der aber gegenĂźber den ZuhĂśrern auch moralisch glaubwĂźrdig sein muss. Zunächst beschäftigt sich der Autor mit der kulturbegrĂźndenden Ambivalenz rednerischer Wirkung zwischen der Vermeidung physischer Gewalt und der Erzeugung neuer psychischer Gewalt. Danach werden auf kulturtheoretischer Basis ein rhetorischer Handlungsbegriff und ein rhetorisches Ethikmodell entwickelt sowie Ăberlegungen zur rhetorischen GĂźterlehre, den rhetorischen Moralnormen und Tugenden präsentiert. Abgerundet wird das Buch schlieĂlich durch die Interpretation zweier Beispielreden, die das vorgeschlagene Ethikmodell auch praktisch illustrieren sollen.