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Das Krokodil

audiobook


Fjodor Dostojewski: Das Krokodil –

Eine ungewöhnliche Begebenheit oder Eine Passage in der Passage, wahrheitsgetreue ErzĂ€hlung wie ein Herr in achtbarem Alter und von achtbarem Äußern in der Passage von einem Krokodil lebendig ganz und gar verschlungen wurde, und was dies fĂŒr Folgen hatte.

gelesen von Werner Wilkening.

Ein deutscher Schausteller prĂ€sentiert in St. Petersburg dem Publikum seine Sensation: das Riesenkrokodil Karlchen. Der Beamte Iwan Matwejewitsch, seine Frau Jelena Iwanowna und ihr Hausfreund Semjon Semjonowitsch sind neugierig, das kuriose Tier zu sehen, und begeben sich an Ort und Stelle. Als Jelena Iwanowna die "Attraktion" schließlich sieht, ist sie enttĂ€uscht und findet das Tier abscheulich. Außerdem glaubt sie gar nicht, dass es lebt; um sie vom Gegenteil zu ĂŒberzeugen, neckt der Deutsche es mit einem Stöckchen. Iwan Matwejewitsch wird ĂŒbermĂŒtig und neckt das Krokodil ebenfalls, woraufhin er kurzerhand verschluckt wird. Jelena Iwanowna verlangt, dass das Tier aufgeschlitzt werde, doch der Deutsche und dessen herbeigerufene Mutter drohen sie zu verklagen, falls Karlchen Schaden nimmt. Da dringt aus dem Leib der Kreatur Iwan Matwejewitschs Stimme hervor – er hat ĂŒberlebt. Da er selbst MittelstĂ€ndler und stolz darauf ist, ergreift er sogleich Partei fĂŒr die Sache des Deutschen: das wirtschaftliche Prinzip habe Vorrang. Seine Aufgabe als Beamter könne er, da es kĂŒnftig offenbar so sein mĂŒsse, auch im Magen eines Krokodils ausĂŒben.

Die Groteske "Das Krokodil" stammt aus dem Jahr 1865. Sie erschien in der von Dostojewski damals herausgegeben Monatsschrift "Die Epoche". Da Dostojewski bankrott machte und seine Monatsschrift schon im Juni des gleichen Jahres eingestellt wurde, blieb die ErzĂ€hlung unvollendet. IrrtĂŒmlicherweise ist diese Groteske von liberalen Kritikern jahrelang fĂŒr eine Verspottung (in Form einer Allegorie) des kurz vorher nach Sibirien verbannten radikalen Publizisten Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski gehalten worden, was zur Folge hatte, dass nach Erscheinen des Romans "Schuld und SĂŒhne" von liberaler Seite in einzelnen BlĂ€ttern sehr ungĂŒnstige Kritiken ĂŒber dieses Werk gebracht wurden. SpĂ€ter hat Dostojewski sich ausdrĂŒcklich gegen diese Auffassung verwahrt und erklĂ€rt, er habe damals, nur ein "phantastisches MĂ€rchen" schreiben wollen, "eine Art Nachahmung der Gogolschen Novelle 'Die Nase': es war also ein rein literarischer Scherz in ausschließlich humoristischer Absicht." 
 Wie auch immer - ob satirisch, grotesk, ironisch oder tragisch-komisch: der Autor zog in dieser (leider unvollendet gebliebenen) ErzĂ€hlung alle humoristischen Register.

Covergestaltung nach der Buchausgabe vom Kiepenheuer Verlag, Potsdam 1921. Illustration von Rachel Szalit-Marcus. Textvorlage nach der Ausgabe des R. Piper & Co Verlag, MĂŒnchen 1920. Übersetzung aus dem Russischen von E. K. Rahsin. Coverschrift gesetzt aus der Book Antiqua. Musik von Sergei Sergejewitsch Prokofjew.

Die Reihe words&music/audiolab verbindet ausgewÀhlte literarische Texte aus aller Welt mit emotionaler Musik. Es entstehen vielleicht bisher ungeahnte ZugÀnge zum TextverstÀndnis oder eröffnen im Zusammenspiel zwischen Inhalt, Klang und Form ganz neue Möglichkeiten des eigenen genussvollen Hörerlebens.

Der Sprecher:

Werner Wilkening ist ein gestandener Sprecher mit weit mehr als 20 Jahren Erfahrung. Mit seiner unverkennbaren Stimme ist er in etlichen HörbĂŒchern des Verlages hoerbuchedition words and music zu erleben, zum Beispiel mit einer Auswahl der "Lustigen Geschichten" von Anton Tschechow und zwei ErzĂ€hlungen von Nikolai W. Gogol "Die Nase" und "Die Geschichte vom großen Krakeel zwischen Iwan Iwanowitsch und Iwan Nikiforowitsch". Außerdem brillierte er in der skurrilen Geschichte von Oskar Panizza "Das Verbrechen in Tavistock-Square" in der Pickpocket Edition des Verlages


Narrator: Werner Wilkening
Duration: