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Der Mitternachtsgast: Kriminalroman

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Eine zweirĂ€drige Droschke hielt vor dem Haus 799, Park Lane, an, und eine schlanke, in tiefe Trauer gekleidete Frauengestalt lief die breite Marmortreppe hinauf, die zum Haus fĂŒhrte. Ihre GesichtszĂŒge waren durch einen dichten Schleier verdeckt, so dass der Lakai, der die Klingel betĂ€tigte, nichts von der Besucherin erkennen konnte. Ihre Stimme war absolut sicher, als sie darum bat, Lord Ravenspur sofort zu sehen.

"Das ist unmöglich, gnĂ€dige Frau", protestierte der Diener, "seine Lordschaft ist noch nicht unten, und außerdem..."

"Es gibt kein 'außerdem'", sagte der Besucher mit Nachdruck. "Es ist eine Frage von Leben und Tod."

Erneut zögerte der Diener. Diese Frau hatte etwas an sich, das ihm Respekt abnötigte. Es war noch frĂŒh fĂŒr die Park Lane, denn es war kaum neun Uhr, und die berĂŒhmte Straße war praktisch menschenleer. Aus der Ferne hörte man die heiseren Schreie einiger Zeitungsjungen, die ĂŒber den Park rannten. Einer von ihnen stolperte die Park Lane hinunter und erfĂŒllte die frische FrĂŒhlingsluft mit seinen Rufen. Offensichtlich war etwas Ungewöhnliches geschehen, das diese Vögel des schlechten Omen zu so frĂŒher Stunde nach Westen trieb. Mit der Neugier seiner Klasse drehte sich der Lakai um und lauschte.

"Schrecklicher Mord am Fitzjohn Square! Tod Mr. Louis Delahay, der berĂŒhmte KĂŒnstler! KĂŒnstler tot in seinem Atelier aufgefunden! Alle Einzelheiten!"