Welche Rolle spielen die bevorstehende Reformationsgedenken für das gegenwärtige Selbstverständnis der protestantischen Kirche? Was heißt es, sich vor diesem Hintergrund der eigenen Herkunft zu vergewissern und diese profiliert und mutig ins öffentliche Gespräch zu bringen?
Über ein protestantisches Profil nachzudenken, kann allerdings nicht von vorneherein mit allgemeinverbindlichem Anspruch erfolgen, sondern lässt sich selbst nur als Deutungsangebot manifestieren, das seinerseits diejenigen, die daran beteiligt sind und beispielsweise der reformatorischen Errungenschaften gedenken wollen, zur Selbstreflexion und zum Nachdenken anregen soll. Mit dem vorliegenden Band werden die reformatorischen Impulse lutherischer und reformierter Tradition nachgezeichnet und in der Sprache und im Denken aktueller Theologie und gegenwärtiger Kirchenentwicklung durchgedacht. Dabei wird insbesondere die Rede von der Rechtfertigung als Kernbotschaft in den Blick genommen und auf ihre individuelle und soziale Tragfähigkeit hin befragt.
Von daher wird eine "ekklesiologische Architektur" skizziert, die Kirche sowohl theologisch als Leib Christi, hermeneutisch als Kommunikations- und Deutungsgemeinschaft als auch religionssoziologisch als intermediäre Institution bekennt und anerkennt. Der Leiter und die Geschäftsführerin des Zentrums für Kirchenentwicklung an der Universität Zürich reflektieren auf dieser Grundlage wirkliche und mögliche Lebensäußerungen evangelischen Kirche-Seins und eine protestantische Lebenskultur.