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GegenStandpunkt 2-13

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Das Menschenrecht

Keine Woche vergeht, ohne dass irgendwo Menschenrechtsverletzung anklagt werden. Gegenstand der Anklagen sind Gemeinheiten, die eine Herrschaft sich gegen ihre Untertanen herausnimmt. Ins Feld gefĂŒhrt werden aber nicht geschĂ€digte Interessen, sondern ein verletztes allerhöchstes Recht, das Herrschaft verpflichte, damit aber auch rechtfertige – oder bei Missachtung delegitimiere. Angeklagt werden in der Regel Politiker anderswo, auswĂ€rtige Regierungen und „selbsternannte“ Machthaber. AnklĂ€ger Journalisten und Sprecher von Vereinen, die sich der Verbesserung der Sitten in der Staatenwelt verschrieben haben, aber auch Politiker, die fĂŒr sich den Respekt vor der rechtlichen Menschennatur und damit das Recht, ĂŒber andere SouverĂ€ne zu urteilen, reklamieren; in der Regel sind sie im Freien Westen zu Hause. Die Strafgewalt der demokratischen Weltöffentlichkeit ist mehr ideeller Natur: RufschĂ€digung. Wenn aber machtvolle Staatsgewalten als AnklĂ€ger auftreten, erklĂ€ren sie sich nicht selten gleich selber zum Richter und zum Exekutor ihrer Urteile wegen verletzter Menschenrechte anderswo. In deren Namen ĂŒben sie daheim die Gewalt ĂŒber ihr Volk aus, die sie fĂŒr geboten halten; in deren Namen kritisieren sie die Herrschaft anderer Staaten ĂŒber deren Volk, erklĂ€ren ihm ihre Feindschaft und fĂŒhren Krieg. Bleibt zu klĂ€ren, worin diese Idee eines dem Menschen zukommenden staatsverpflichtenden Rechts besteht und was sie fĂŒr wen leistet – nach innen und nach außen.

Krise und Konkurrenz in Europa: Drei weitere FĂ€lle

Es gehört zu den Schönheiten des vereinten Europa, dass kein Euro-Staat wissen will, dass und wie sein nationales Kapital und er als dessen machtvoller Förderer zur Überakkumulation und Euro-Krise beigetragen hat. Alle sehen sich mit ihren kapitalistischen Wachstumsanstrengungen und -erfolgen reihum als Betroffene: als Opfer – und zwar der Misswirtschaft der anderen. Denn fĂŒr lauter Staaten der EU gerĂ€t mit der Krise auch ihr nationaler Erfolgsweg in die Krise bzw. wird ihnen von ihren Partnern und Konkurrenten bestritten. Das stellt sie gegeneinander auf.

Zypern – Definition und Abwicklung eines fĂŒr die Union untragbaren GeschĂ€ftsmodells

Mit Zypern gerĂ€t das nĂ€chste Mitglied der WĂ€hrungsunion an den Rand des Bankrotts. Das soll man sich mit EigentĂŒmlichkeiten des GeschĂ€ftswesens auf der Insel verstĂ€ndlich machen – Russen! Schwarzgeld! – lauter Abweichungen von den gesunden geschĂ€ftlichen Sitten, die in Europas erfolgreichen Vorbildstaaten herrschen. Ein „Sonderfall“ ist es also, der mit Zypern in die Krise geraten ist. Alle Maßnahmen zu seiner Rettung auf den Weg gebracht werden, soll man als RĂŒckkehr zum Pfad der wirtschaftspolitischen Vernunft verstehen, den dieser Staat verlassen habe. Zu schön, um wahr zu sein!

L’Italia in crisi – das Ende eines prekĂ€ren europĂ€ischen Erfolgswegs

BrĂŒssel und Berlin haben es den Italienern vorbuchstabiert, was bei ihrer Wahl herauskommen soll: eine stabile Regierung, die den fĂŒr Europa beschlossenen Spar- und Konsolidierungskurs verlĂ€sslich fortsetzt. Das soll fĂŒr Italien alternativlos sein. Schließlich geht es in diesen Wahlen auch um uns, um das weitere Schicksal Europas... Italien soll gefĂ€lligst Verantwortung fĂŒr Europa ĂŒbernehmen, aber schuld an den HĂ€rten, die das einschließt fĂŒr Volk und Land ist es selbst. Der Gegenstandpunkt bietet eine sachliche KlĂ€rung ĂŒber die gegenwĂ€rtige Krise des Landes. Soviel vorab: Die Ursachen liegen in Europa, Deutschland und Italien.

Großbritannien – Vom Kampf der Nation um ihren Kredit und um den Nutzen ihrer Mitgliedschaft in der EU