Das Theater arbeitet daran, sich selbst abzuschaffen. Berserkerhaft werden literarische Vorlagen zertrĂźmmert und dem Publikum dann brockenweise hingeworfen. 'Wirklichkeitsnah' will man sein und spricht damit dem Zuschauer jegliches AbstraktionsvermĂśgen ab. 'Regisseurstheater' nennt Theaterkritiker Gerhard Stadelmaier solche Versuche, das StĂźck dem kurzlebigen Einfall, dem Zeitgeist zu opfern.
Während das Theatralische sich auf der Bßhne verflßchtigt, dominiert es zunehmend Politik und Medien, wo Betroffenheit inszeniert und das Denken durch (Mit-)Fßhlen ersetzt wird.
Seit vier Jahrzehnten begleitet und kommentiert der Autor das Treiben auf deutschsprachigen BĂźhnen. Wie so viele verzweifelt er regelmäĂig daran. Aber wie kaum ein anderer lässt er sich auch vom Zauber, den das Theater zu entfalten vermag, mitreiĂen und spart in diesem Essay folglich keinesfalls jene GlĂźcksmomente aus, die ihm seine Begeisterungsfähigkeit erhalten.