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Zwei im Kreis

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Habuck schafft sich eine Bleibe in einer alten MĂŒhle, um mit seinem MĂ€dchen Torcky zusammen sein zu können. Er glaubt, ihr damit eine große Freude zu machen. Aber Torcky stellt sich GlĂŒck anders vor. Habucks Mutter versucht mit allen Mitteln, die beiden auseinanderzubringen.

Verschiedener können die ElternhĂ€user auch nicht sein. Habucks Mutter ist Betriebsleiterin und tut alles fĂŒr den einzigen Sohn. Torcky wuchs mit vielen Geschwistern in sehr beengten WohnverhĂ€ltnissen in einer Alkoholikerfamilie auf, die immer mal mit dem Gesetz in Konflikt kam.

Ein einfĂŒhlsamer, ĂŒberzeugender Roman ĂŒber eine große Jugendliebe.

LESEPROBE:

Aber in diesem Treppenhaus kam sich Habuck vor wie ein Zinnsoldat, der seine Standhaftigkeit verliert. Dass es solche HinterhÀuser, solche Treppen noch gibt.

Sechs mal sechs Stufen, hohe, breite und ausgetretene Stufen aus Stein, abgewetzt, ausgetreten von den Schritten der Mieter und Besucher in einem Jahrhundert. Es roch nach Klosett und Windeln. Es gab kein Fenster in diesem Treppenhaus, und hinter jeder TĂŒr lauerten andere GerĂ€usche.

Noch war Habuck guter Dinge auf seiner Reise nach oben. Sechs mal sechs ist sechsunddreißig, ist der Mann auch noch so fleißig. Solche SprĂŒche stammen noch von Oma Tonine. Und die Frau ist niedrig, kriegt ’nen kleinen Friedrich.

Aber dann klopfte er. Die TĂŒr wurde hastig aufgerissen. Eine Frau zog, als sie ihn sah, ein schiefes Gesicht und gab damit ihre Unzufriedenheit ĂŒber den Besuch zu erkennen.

Ich dachte, sie haben ihn freigelassen, sagte sie.

Das war nun Torckys Mutter. Habuck konnte keine Ähnlichkeit feststellen. Die Frau trug den dĂŒnnen Haarzopf zu einem filzigen Nest gesteckt, sie sah spitz aus wie ein Mensch, der leicht friert, und war so mager wie eine Schindel.

Was wollen Sie, junger Mann?

Ich suche Torcky.

Die suche ich schon lange nicht mehr.

Dann ist sie also bei Ihnen?

Junge, die ist mir scheißegal, ich hab ganz andere Sorgen, die haben meinen Mann eingelocht, und Sie kommen hier rein wie ein Spielmann zur Hochzeit. Die Veronika macht einem bloß Wind vor, die macht immer ein Wesen von sich, ich komme ohne sie aus. Nun rein oder raus, sonst wird’s kalt.

In der engen KĂŒche stieg Habuck ĂŒber einen WĂ€scheberg, um an den Stuhl heranzukommen, auf dem viele StrĂŒmpfe lagen. Die Frau fegte sie mit einer Handbewegung auf die WĂ€sche. Es duftete, es roch, und Habuck wusste nicht zu sagen, wonach es roch.