Das Buch stellt die Geschichte der Geographiedidaktik im Zeitraum von 1969 bis zum Ende der 1990er Jahre dar. Es behandelt damit zugleich die Zeit der Etablierung des Faches, der Reform und des beginnenden Einschnitts in der Geschichte des Faches. Die Zeit der Etablierung wird behandelt, da die Fachdidaktiken und damit auch die Geographiedidaktik in den 1970er Jahren an deutschen Universitäten erstmals eingerichtet wurden. Die Zeit der Reform wird behandelt, da die Entstehung des Zweigs der Didaktik in der Geographie mit einer breiten Reformbewegung in der Bezugswissenschaft korrespondierte. Kulminationspunkt dieser bezugswissenschaftlichen Reform war der Kieler Geographentag von 1969, dessen Aussagen auch im Kontext der sich gerade erst etablierenden Fachdidaktik immer wieder diskutiert wurden.
Das Ende der hier erzählten Geschichte fiel eher zufällig mit den großen Veränderungen im Bildungswesen zusammen: den Umorientierungen an den Schulen infolge des sogenannten PISA-Schocks und der Bologna-Reform an den Universitäten. Die Konsequenzen dieser Zäsuren für die Geographiedidaktik waren damals nicht absehbar. Heute ließen sie sich auf der Grundlage der Kenntnis der ersten drei Jahrzehnte der Fachgeschichte gut interpretieren.
Diese ersten drei Jahrzehnte waren in weiten Teilen durch kontroverse Ansätze geprägt, die sich manchmal berührten und vermischt wurden, oft aber auch gegeneinander standen. Ein Zeichen für eine lebendige Wissenschaft. Wie ein roter Faden zog sich dabei die Sorge um den Bedeutungsverlust des Faches durch die Argumentationen. Mit ihr wurden die jeweils präferierten Ansätze gerne begründet. Die konträren Ansätze wurden dagegen als Gefahr für das Fach gesehen.
Unabhängig von den verschiedenen Ansätzen hat es immer wieder kognitiv anspruchsvolle Vorschläge für die Durchführung von Geographieunterricht gegeben. Viele dieser Vorschläge sind aus unterschiedlichen Gründen in Vergessenheit geraten und lohnen wiederentdeckt zu werden.