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Der Ernst der Lage : Krieg, Kipppunkte, Kapitalismus

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Seit Ende Februar 2022 ist alles anders. Der in Europa überwunden geglaubte große territoriale Vernichtungskrieg gegen eine benachbarte Nation kehrte zurück, samt zugehöriger Kriegsverbrechen. Die völkerrechtswidrige russische Intervention in der Ukraine erwies sich als Katalysator, der den Ernst der Lage bewusst machte. Nichts ist mehr selbstverständlich, Zukunftsoptimismus ziemlich passé. Von Zäsur, Zeitenwende, Kollektivängsten und einer neuen Ära der Unsicherheit, der Bedrohung und des Niedergangs ist die Rede. Offensichtlich überlappen sich Krisen von weltweiter Bedeutung – zudem im Kontext ungeklärter Machtfragen, nachdem die Nachkriegsordnung vorüber ist und eine neue Weltordnung noch nicht entstanden ist, zudem begleitet von Erfolgen demokratischer Regression als Gegenmodell zur links-liberalen Moderne.

Auch die globale Corona-Pandemie will einfach nicht enden. Und dramatische Kipppunkte der Klimakatastrophe und des Artensterben sind bereits in Sichtweite; die Selbstzerstörung des Globus, zuvorderst der Anstieg klimaschädlicher Treibhausgase in der Atmosphäre, setzt sich unvermindert fort. Der Kapitalismus wird krisenhafter: Partielle Deglobalisierung, Energiekrisen, gerissene Lieferketten, Inflation bzw. Stagflation, Wohlstandsverluste, Armut, Rückkehr des Hungers, globale Flüchtlingskrise (100 Mio Menschen derzeit auf der Flucht), gleichzeitig Reichtumsexplosion. Beginnt nun statt kooperativer multilateraler Lösungen der Weltprobleme eine globale Ära der - auch militärischen- Konfrontation, am Ende sogar bipolar zwischen "dem Westen", bei dem die Freiheit des Individuums im Zentrum stehen sollte, und den autokratisch-diktatorischen Regimen vor allem des Ostens?