"Sie saßen sich auf kargen Holzbänken gegenüber. Dicht an dicht. Swinemünder Einwohner, Flüchtlinge aus dem Osten. Und Soldaten, die in den Osten sollten. Gelegentlich hellte es surrend auf. Das Geräusch einer selbstladenden Taschenlampe folgte ihrem flackernden Licht durch den Gespenster-Gang. Dann wieder unheimliche Stille. Nur für Minuten, gleich konnte es wieder losgehen oder war Schluss? Man wusste nie. Man wusste nichts. Man konnte gleich sterben. Man konnte überleben. Angst. Jeden Augenblick, gleich jetzt, konnte es vorbei sein. Opfer-Lämmer. Nichts weiter, sie waren Opferlämmer."
"Und dann kamen sie: Die Sowjets. Einen Tag später. Langsam, zögernd rollte der leichte Panzer-Spähwagen zum Gutshaus. Der junge Kommandant im Turm wirkte misstrauisch, aber auch gelassen. Ganz Kriegs-Profi glitt sein Blick über die Kinder hinweg zu den Gehöften dahinter. Dann erst hielt der Spähwagen für einen kurzen Augenblick. Der Kommandant sprang raus."
In seiner autobiographischen Erzählung "Dort im Osten war nur Angst" schildert Jörg Beckmann sein Erleben und Überleben des Kriegs- und Fluchtjahres 1945 im Osten: Bombenangriffe der Alliierten auf Swinemünde und auf das Heimatdorf in der Nähe des kriegswichtigen Hydrierwerks, die missglückte Flucht vor der russischen Armee, das brennende Demmin und der Rückmarsch ins zerstörte Stettin. Ein Hitler-Junge, der bis zum Kriegsende an "seinen Führer" glaubt, erfährt den totalen Zusammenbruch seiner Welt.
Eine Geschichte von den grauenhaften Taten der Sieger und der Besiegten – "Ja, Pimpf, Ihr da im Osten habt in Gestalt der Sowjet-Soldaten oft noch milde Richter erfahren ..." – eine Geschichte aber auch von Liebe und Eifersucht, vor allem aber eine Geschichte von Krieg, Angst und Flucht, Ende und Weiterleben.