Dieser Band beschäftigt sich mit der Biologisierung der Technik und der Technisierung der Biologie, wie sie heute in Robotik, Architektur und Materialdesign zum Tragen kommt, aber auch in der Weise, wie technisches Wissen über Natur produziert und zur Geltung gebracht wird.
Ob Flugzeugdesign, klimaangepasste Architektur oder der Einsatz von Robotern im Körperinneren: Die Grenzen zwischen Biologie und Technik verschwimmen zusehends. Wissensproduktion, Produktdesign und Produktherstellung haben dabei ihren Ausgangspunkt in morphologischen Konzepten und Praktiken, die auf eine sehr lange Geschichte der Formerforschung zurückblicken. Marco Tamborini erzählt von der Zirkulation morphologischen Wissens zwischen Biologie, Ingenieurwissenschaft und Architektur seit dem frühen 20. Jahrhundert, untersucht aber auch die damit verbundenen philosophischen Fragen: Was ist Natur, was ist Technik? Worin besteht der Unterschied zwischen Lebendigem und Maschinen? Wie wird technisches Wissen über Natur erzeugt und welchen Einfluss haben dabei soziale und ökonomische Faktoren?
Anhand einiger Fallstudien dieser Entgrenzung von Technik und Biologie wird gezeigt, wie die Zirkulation von Wissen mit seiner Produktion verknüpft ist und welche Ursachen und Folgen die Überschreitung der disziplinären und methodischen Grenzen zwischen Biologie und Technik hatte und hat. Der Zugang über das »Rätsel der Form« erweist sich dabei als sinnvoller methodischer Ansatz, mit dessen Hilfe die klassische Wissenschaftsgeschichte um die Untersuchung der Zirkulationsdynamik von Wissen erweitert werden kann.