Mit seinem umfangreichen und anspruchsvollen Werk zählt der spanisch-salvadorianische Philosophen und -theologe Ignacio Ellacuría (1930-1989) zu den bedeutendsten und originellsten Vertretern einer lateinamerikanischen Philosophie und Theologie der Befreiung. Sein umfangreiches politisches Engagement in El Salvador - das letztlich zu seiner Ermordung führte - zeigt deutlich den Ernst und die politische Verpflichtung, die er mit einem authentischen philosophischen Bemühen in der jeweiligen soziohistorischen Situation verbunden sieht.
Das vorliegende Buch will eine Einführung in die Philosophie Ignacio Ellacurías sein, die eine kreative Weiterführung der Philosophie des baskischen Philosophen Xavier Zubiri (1898-1983) ist und schlagwortartig als ›Philosophie der geschichtlichen Wirklichkeit‹ bezeichnet werden kann. Mit Zubiri kritisiert er (fast) die gesamte westeuropäische philosophische Tradition; er betont die Bedeutung der jeweiligen geschichtlichen Realität für eine Philosophie, was ihn im lateinamerikanischen Kontext eine auf eine allgemeine und universale Befreiung hin ausgerichtete Philosophie entwickeln läßt.
Darüber hinaus soll deutlich werden, wie Ellacurías Philosophie nicht nur als inhärent interkulturelle Philosophie aufgefaßt werden kann, sondern auch, welchen wertvollen Beitrag er für eine Klärung grundlegender Fragestellungen der interkulturellen Philosophie wie der Verhältnisbestimmung von Kontextualität und Universalität, der prinzipiellen Begründung der Ablehnung eines jeglichen Zentrismus u.ä. leisten kann.
Zum Autor
Thomas Fornet-Ponse studierte Katholische Theologie, Philosophie und Alte Geschichte in Bonn und Jerusalem. Er arbeitet am Seminar für Fundamentaltheologie und im Drittmittelprojekt ›Judentum - Christentum‹ der Universität Bonn; seine Forschungsschwerpunkte liegen in fundamentaltheologischen, ökumenischen und jüdisch-christlichen Fragestellungen sowie in der (lateinamerikanischen) interkulturellen Philosophie.
Eine weitere Rezension Ulrich Engel OP, Berlin