Es war ein verregneter Novembermorgen in Hamburg, das Wasser tropfte monoton von den Dächern der Altstadt und bildete kleine Pfützen auf dem Kopfsteinpflaster. Der Dunst des Hafenbeckens schlich als grauer Schleier durch die Gassen und verschmolz mit den aufsteigenden Abgasen der Autos, die vorsichtig über die nassen Straßen rollten. Hamburg in seinem typisch melancholischen Charme.
Ich, Uwe Jörgensen, saß in unserem Büro im Polizeihauptpräsidium an der Bruno-Georges-Platz und starrte auf den Bildschirm meines Computers. Neben mir knisterte Roy mit einer Tüte Kekse. Roy Müller, mein Kollege und Partner bei der Kripo, war ein dauerhafter Konsument von Zuckerhaltigem; ich hatte ihn noch nie ohne eine Süßigkeit gesehen. Kekskrümel hafteten an den Aktenblättern, als er eine Hand voll zu seinem Gesicht führte.
„Uwe, hast du das hier schon gelesen?“ Wir hatten eine Mail bekommen. „Nach dem, was ich bisher gesehen habe, wird das kein Sonntagsspaziergang.“
Ich sah mir die Nachricht an. Ein Toter im Stadtpark, bei den Alsterwiesen, gefunden kurz nach Sonnenaufgang von einem Jogger. Das Opfer war Klaus Bender, ein angesehener Wirtschaftsanwalt – oder besser gesagt, ein ehemaliger angesehener Wirtschaftsanwalt, dessen Karriere in den letzten Monaten einen dramatischen Einbruch erlebt hatte.