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Lebendige Seelsorge 1/2017 : Ausbildung

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Karawanenführer haben einen der anspruchsvollsten Berufe, die ich kenne. Sie sorgen dafür, dass eine Gruppe von Menschen und Tieren - es können mehrere hundert Dromedare sein - auf wochenlangen, entbehrungsreichen Märschen heil durch die lebensfeindliche Umgebung der Sahara und der Sahelzone kommt. Unterwegs wird zwischen sechs Uhr morgens und elf Uhr nachts keine Pause gemacht. Selbst der Tee wird im Gehen gekocht.

Seit dem Mittelalter sichern Karawanen den Austausch lebenswichtiger Güter wie Salz, Datteln und Hirse sowie von Nachrichten zwischen Völkern, die weit verstreut leben. Karawanenführer müssen nicht nur die Karawane zusammenhalten und sie vor den Gefahren der Wüste, vor Sandstürmen, Schlangen und Überfällen schützen. Sie müssen auch den Weg und Wasser finden. Denn eingetretene Pfade gibt es zwischen Sand und Steinen auch nach Jahrhunderten nicht. In der Monotonie der Wüste dient ihnen der eigene Schatten zur Orientierung, genauso wie die Sterne und die Zeichen des Sandes, die sie zu lesen verstehen.

Ausgebildet werden Karawanenführer, von denen es übrigens immer weniger gibt, nicht im Internat. Für die Wüste wird man in der Wüste ausgebildet. Mit fünfzehn Jahren werden junge Männer ausgesucht, die dann fünfzehn Jahre mit einer Karawane mitgehen. Erst dann übernehmen sie selbst die Verantwortung.

Unterwegs lernen sie das Unterwegssein.

"Seelsorge ist einer der schönsten und gefährlichsten Berufe der Welt" schreibt Doris Nauer in ihrem Beitrag. Weil man nie fertig ist. Und weil man anderen und sich selbst sowohl Heil als auch Schaden zufügen kann. Damit die Kunst der Seelsorge heilsam bleibt, brauche es lebenslange Schulung. Und eine Ausbildung, die hilft, notwendige Fähigkeiten einzuüben. Wie diese Ausbildung aussehen kann, das ist immer wieder zu diskutieren. Schließlich ist auch das wandernde Volk Gottes nicht auf gut ausgeschilderten Pfaden unterwegs, sondern in einer Gegenwart, deren Zeichen zu lesen und zu deuten sind. Interessant ist: Inspirationen hält auch hier der Blick in andere Ortskirchen bereit. Die Autorinnen und Autoren zeigen, was sich anderswo tut: in Mexiko und auf den Philippinen, in der Schweiz und im "Silicon Savannah". Bei aller Unterschiedlichkeit der Formate schält sich im Hintergrund eine gemeinsame Erfahrung heraus: Seelsorge lernt man, wenn man mit dem Volk Gottes unterwegs ist.