Rudolf Nehmer (1912–1983) gehörte zu den bedeutendsten Dresdner Malern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Spezialist von Porträts, Stillleben, als Graphiker, Zeichner und Illustrator, dessen Schaffen sich an der deutschen Renaissance und der Neuen Sachlichkeit orientierte, war er in doppelter Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, weil er sich sowohl stilistisch als auch inhaltlich nicht an die Prinzipien des sozialistischen Realismus hielt bzw. diese subversiv ausnutzte, um in doppelbödiger Aussage den Betrachter seiner Werke zum kritischen Denken anzuregen. Als unangepasster Künstler mit christlichen und gesellschaftskritischen Themen erfuhr Nehmer in DDR-Zeiten nur bedingt Förderung, gleichwohl konnte seine künstlerische Bedeutsamkeit nicht verschwiegen werden, zumal sein Hauptwerk 'Orbis pictus' auf der VII. Kunstausstellung der DDR zum Besuchermagneten wurde.
Der Titel begleitet eine Ausstellung, die aus Anlass des 100. Geburtstags des Künstlers zunächst in Wolkenburg und später in Barth gezeigt wird.