Wenn in den letzten ein, zwei Jahrzehnten die Rede von einem »Golden Age of Television« war und der Fernsehserie attestiert wurde, sie trete das Erbe des anspruchsvollen Kinofilms, wenn nicht gar der literarischen Epik des 19. Jahrhunderts an, so war ein zentrales Genre des Fernsehens fast nie mitgemeint: die Sitcom. Immer noch gilt die erfolgreichste komische Form der Fernsehgeschichte vielen als der Inbegriff einer stromlinienförmigen, mindestens strukturell konservativen Fernsehästhetik. »Sitkommunikation« geht von der entgegengesetzten Hypothese aus: Die Sitcom kann als eine der komplexesten und intelligentesten Formen beschrieben werden, die dem Medium Fernsehen zur Verfügung stehen. Um dies zu plausibilisieren, gilt es, die Sitcom nicht als ein Genre zu beschreiben, das über eine bestimmte Anzahl von Attributen definiert ist, die sich von den Attributen anderer Genres unterscheiden; sondern als die televisuell formatierte Ausprägung einer poetischen Methode, die einen spezifischen Modus der televisuellen Kommunikation etabliert – eben den der Sitkommunikation. Das »Kommunikation« in Sitkommunikation meint dabei nicht den kommunikativen Kontakt des Mediums Fernsehens mit der Öffentlichkeit und auch nicht den einer einzelnen Ausstrahlung mit einer individuellen Zuschauerin. Sondern es bezeichnet eine sitcominterne Kommunikation, die außerhalb des televisuellen Texts der jeweiligen Serien keine Realität besitzt. Dennoch ist Sitkommunikation nicht einfach nur eine Simulation von Kommunikation. Vielmehr sind Sitcoms dadurch gekennzeichnet, dass sie einerseits, oft ziemlich ausschließlich, von Kommunikation handeln; und dass sie sich andererseits selbst kommunikationsförmig strukturieren. Diese Verschränkung – Kommunikation als Inhalt und als Form – legt nahe, dass es wenig sinnvoll ist, den Begriff der Sitkommunikation von existierenden Kommunikationsmodellen herzuleiten. Stattdessen ist er am Material selbst zu erarbeiten.
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