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Til und der Körnerdieb

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Diese Geschichte spielt auf dem Lande – und zwar noch zu DDR-Zeiten. Da ist vom Vorsitzenden einer LPG die Rede, einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Der heißt Ernst Tümmler und ist mit Hanning Burmeister befreundet. Burmeister ist der Futter- und Speichermeister der LPG und der Vater von Til.

Bisher hatte der zehnjährige Til immer ein gutes Verhältnis zu seinem Vater, vieles haben sie gemeinsam unternommen und immer hatte ihm sein Vater geholfen. Doch seit einiger Zeit ist das anders. Manche Versprechungen bleiben unerfüllt. Und noch schwieriger wird es für den Jungen, als er eines Nachmittags eine Bobachtung macht, eine schlimme Beobachtung, die ihn in tiefe Konflikte stürzt:

Ein heraufziehendes Gewitter hatte Til und seine beiden Freunde, die Tümmlerschen Zwillinge Locke und Wiesel, die eigentlich Henry und Ute hießen, aus der Kirschplantage vertrieben und sie hatten – geschickt durch einen der sechs großen Ventilatoren geklettert - in der Scheune Zuflucht gefunden, um dort ihre Sachen zu trocknen.

Plötzlich ruft Wiesel: „Volle Deckung! Es kommt einer!“

Die drei Freunde liefen rasch hinter den Bretterstapel und duckten sich. Unwillkürlich hielten sie die Luft an, als die Tür aufging und eine Gestalt hereinkam. Sie wirkte unheimlich mit dem wie eine Kapuze über den Kopf gestülpten Sack.

Die drei Freunde starrten durch die Ritzen zwischen den Brettern. Doch sie konnten kaum etwas erkennen. Plötzlich durchschnitt erneut ein Blitz das Scheunendunkel. Und was Til und die Zwillinge in diesem Augenblick sahen, war für sie unfassbar. Der Unbekannte, der ihnen den Rücken zudrehte, schüttete Korn aus einem der Säcke in einen Plasteimer, der in einem Rucksack stand. Als es wieder blitzte, zog er bereits den Rucksack über dem Eimer hoch und verknotete die Schnüre.

Donnerwetter, der Kerl stahl Korn! Das war ja ein Dieb! Wie gelähmt blieben die Freunde hocken. Erst als sich hinter der Gestalt die Scheunentür geschlossen hatte, wagten sie zu reden.

Aber nur einer hatte den Körnerdieb erkannt – es war der Futter- und Speichermeister der LPG, Tils Vater. Und was sollte er jetzt tun?

Es gibt nur einen, dem er sich anvertrauen kann – Gespannführer Paul, den die meisten Leute im Dorf für nicht ganz richtig im Kopf halten, der dem Jungen aber einen wichtigen Rat gibt, auch wenn dieser nicht so leicht zu befolgen ist: „Red mit deinem Vater!“, rief ihm der Gespannführer nach. Ob Til den Mut dazu hat?