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Heinrich Heine (1797–1856)

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Heinrich Heines Humanismus hat viele, sich zum Teil widersprechende

Dimensionen. Aber gerade in dieser Vielschichtigkeit ist er zutiefst

verbunden mit den gravierenden Umbrüchen, die die erste Hälfte des

19. Jahrhunderts prägen: Mit dem Ende der Goethezeit verlieren Vorstellungen

ihre Plausibilität, die von der Epochenschwelle um 1800

herkommen: vom »ganzen Menschen«, von der Geschichte als Fortschritt

und von der Rolle, die Kunst und Dichtung für die »Erziehung

des Menschengeschlechts« spielen können. In einer Übergangsphase,

in der dieses Alte seine Verbindlichkeit verliert und in der um das

Neue noch gestritten wird, engagiert sich Heine für eine humane Welt.

Dabei versteht er sich selbst emphatisch als Zeitgenosse, dem »der große

Weltriss mitten durch das Herz geht«. Der Band zeigt, welche vielfältigen

Vorschläge Heine dafür unterbreitet, wie die Geschichte der

Menschen neu gesehen und gestaltet werden kann - in einer Haltung

des Experimentierens und in der ihm eigenen, unnachahmlichen Diktion

zwischen Betroffenheit und spöttischer Distanz. Und er zeigt, wie

Heine, als getaufter Jude und Exilant in Paris ein Außenseiter, dabei

immer und trotz aller scharfen Kritik an den Zeitläuften voller Empathie

für die leidende Menschheit ist.