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Kreutzersonate

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»Wie soll man denn aber mit einem Menschen zusammenleben, wenn keine Liebe da ist?« ereiferte sich die Dame, sichtbar bemĂŒht, ihre Anschauungen, die sie anscheinend fĂŒr sehr neu hielt, in Worte zu kleiden. »FrĂŒher legte man darauf nicht so viel Gewicht«, sagte der Alte in eindringlichem Tone. »Erst in neuerer Zeit ist das Mode geworden. Sobald etwas vorfĂ€llt, sagt die Frau gleich: ,Ich verlasse dich.' Auch bei den Bauern ist das jetzt so ĂŒblich geworden. ,Da,' sagt die Frau, ,hier sind deine Hemden und Hosen, ich geh zum Wanjka, der hat schönere Locken als du.' Da hilft kein Reden. Ein Weib muß vor allem durch Furcht im Zaum gehalten werden.« Der Handlungsgehilfe sah erst den Advokaten, darauf die Dame, dann mich an und bezwang sein LĂ€cheln, um die Worte des Kaufmanns zu bespötteln oder gutzuheißen, je nachdem, wie wir sie aufnehmen wĂŒrden. »Was fĂŒr eine Furcht meinen Sie?« fragte die Dame. »Die Furcht, die die Frau vor ihrem Manne haben soll. Diese Furcht meine ich.« »Nun VĂ€terchen, diese Zeiten dĂŒrften doch ein fĂŒr allemal vorĂŒber sein«, entgegnete die Dame mit einem gewissen Ingrimm.