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MEIN FREUND VOLTAIRE : JE MEHR ICH ZU JAHREN KOMME, UMSO NOTWENDIGER ERSCHEINT MIR DIE ARBEIT.

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Da ich bei meinem Eintritt in das Leben nicht besonders vermögend war, war ich unverschÀmt genug zu meinen, ich könnte mir so gut wie andere eine durch Energie und Arbeit erreichbare berufliche Stellung schaffen.

Ich wandte mich den schönen KĂŒnsten zu, die stets mit GeringschĂ€tzung betrachtet werden, da man auf diese Weise nicht königlicher Rat werden kann. Wenn man etwas Geld anlegt, kann man vielleicht Referent des Staatsrats fĂŒr Mitschriften werden. Aber mit Hilfe des Geldes kann man kein Gedicht schreiben und schreiben.

Das ist es, was Voltaire will.

NatĂŒrlich ist der Vater dagegen. Schließlich soll sein jĂŒngster Sohn in seine Fußstapfen treten und Rechtswissenschaften studieren.

Die Schriftstellerei jedenfalls, so Vater, ist ein Beruf fĂŒr Leute, die unnĂŒtz fĂŒr die Gesellschaft und eine Last fĂŒr ihre Angehörigen sein wollen und die spĂ€ter verhungern.

Das ist sein Sohn nicht nur zum berĂŒhmtesten und einflussreichsten Schriftsteller seiner Zeit bringen wird und da er im Umgang mit Geld viel Geschick beweist, auch zum reichsten Vertreter seiner Zunft, kann Missio freilich nicht ahnen.

Auch nicht, dass viele Franzosen das 18. Jahrhundert als das Jahrhundert Voltaires bezeichnen werden.

Zwar schreibt sich Voltaire an der Juristischen Hochschule ein, verbringt aber einen Großteil seiner Zeit damit, elegante, geistreiche und satirische Verse zu schreiben. Den intellektuellen, Freidenker und schöngeistigen Kreisen der Bourgeoisie und zunehmend auch des Adels findet er mehr und mehr Anklang.

Man schĂ€tzt seinen klaren Geist, den sprĂŒhenden Witz und die Nichts und niemanden Verschonen der Ironie. Er liebt die Geselligkeit, die Abende am Spieltisch, die Komödie, das leichte Leben und den Flirt mit schönen Frauen.